Ausgabe Berlin 1812
Inhalt des Exerzir-Reglements für die Infanterie.
Erster Abschnitt.
Ausbildung des einzelnen Infanteristen.
Erstes Kapitel. Ausbildung ohne Gewehr.
§. 1. Stellung Im Original Seite 1 hier 6
§. 2. Wendungen auf der Stelle 4 7
§. 3. Marsch im Allgemeinen 5 7
§. 4. Das Schließen 7 8
Zweites Kapitel. Ausbildung mit dem Gewehr.
§. 1. Stellung unter dem Gewehr. 10 8
§. 2. Griffe mit dem Gewehr. 10 9
a) Aufnehmen des Gewehrs. 10 9
b) Abnehmen des Gewehrs. 11 9
c) Revidiren des Gewehrs. 11 10
d) Präsentiren. 13 10
e) Schultern. 14 11
f) Gewehr übernehmen. 15 11
g) Anfassen des Gewehrs. 15 12
§. 3. Chargirung. 16 12
a) Laden. 16 12
b) Schießen. 17 12
c) Fällen des Gewehrs. 19 13
Drittes Kapitel. Griffe mit dem Kurzgewehr, der Büchse, der Fahne und dem Degen.
§. 1. Griffe mit dem Kurzgewehr. 21 14
a) Aufnehmen desselben. 21 14
b) Abnehmen. 21 14
c) Uebernehmen. 22 14
§. 2. Griffe mit der Büchse. 22 14
a) Aufnehmen desselben. 22 14
b) Abnehmen. 22 15
c) Uebernehmen. 23 15
d) Das Fällen des Kurzgewehrs und der Büchse. 23 15
§. 3. Griffe mit den Fahnen. 23 15
a) Aufnehmen der Fahne. 23 15
b) Abnehmen. 24 15
c) Uebernehmen. 24 15
d) Salutiren auf der Stelle. 24 15
e) Salutiren im Marsch. 25 16
§.4. Griffe der Officiere mit dem Degen. 25 16
a) Tragen des Degens oder Säbels. 25 16
b) Salutiren mit dem Degen oder Säbel. 25 16
Zweiter Abschnitt.
Ausbildung eines Trupps in Gliedern und Rotten.
Erstes Kapitel. Aufstellung und Richtung.
§. 1. Aufstellung in einem Gliede. 27 16
§. 2. Aufstellung in drei Gliedern. 28 17 §. 3. Richtung. 28 17
§, 4. Bezeichnung der Richtungslinie. 30 18
Zweites Kapitel. Marsch.
§. 1. Marsch in Front. 32 18
§. 2. Marsch auf der Diagonale. 34 19
§. 3. Reihenmarsch rechts oder links. 35 19
§. 4.Veränderungen der Marsch-Direction durch Vornehmen
einer Schulter. 36
§. 5. Aufmarsch aus Reihen. 36
a) Durch die Wendung. 36
b) Durch Auslaufen der Rotten. 37
Drittes Kapitel. Schwenkungen.
§. 1. Schwenkung auf der Stelle. 38
§. 2. Schwenkung während des Marsches. 39
Viertes Kapitel. Chargirung.
§. 1. Feuer nach Commando. 41
§. 2. Bataillen = Feuer. 41
§. 3. Einstellen des Feuers. 42
§. 4. Chargirung rückwärts. 42
Dritter Abschnitt.
Aufstellung einer Compagnie, eines Bataillons; Bewegungen mit demselben.
Erstes Kapitel. Aufstellung einer Compagnie.
§. 1 In Gliedern. 43
§. 2. In Zügen und Sectionen. 43
§. 3. Eintheilung der Officiere, Unterofficiere und Spielleute. 44
§. 4. Chargirung und Bewegungen mit der Compagnie. 49
Zweites Kapitel. Aufstellung und Richtung eines Bataillons.
§. 1. Aufstellung. 46
§. 2. Richtung. 47
Drittes Kapitel. Große Parade.
§. 1. Auf der Stelle. 49
§. 2. Vorbeimarsch. 5o
Viertes Kapitel. Ausführung der Chargierung in einem Bataillon.
§. 1. Chargirung vorwärts. 54
§. 2. Chargirung rückwärts. 55
Fünftes Kapitel. Bewegung in Linie.
§. 1. Avanciren. . . 56
§. 2. Retiriren. 59
§. 3. Marsch auf der Diagonale. 6o
§. 4. Rechts und links schließen. 61
§. 5. Directions-Veränderung der Linie. 61
§. 6. Bajonet-Attake. 62
§. 7. Abbrechen aus der Linie. 63
§. 8. Vor- und rückwärts durchziehen. 63
§. 9. Front-Veränderungen. 64
Sechstes Kapitel. Formation und Gebrauch der Colonnen.
§. 1. Arten der Formation. 67
§. 2. Colonne durch die halbe Wendung. 67
§. 3. Durch Brechung der Front in Abtheilungen. 67
a) Durch rechts und links Abschwenken. 67
b) Durch das Hintereinanderschieben der Züge. 68
§. 4. Formation der Angriffs-Colonne. 70
Siebentes Kapitel. Bewegungen mit der Colonne.
§. 1. In Reihen. 73
§. 2. In Zügen mit Distance. 72
§. 3. In Sectionen mit Distance. 74
§. 4.Directions-Veränderung mit offener Colonne. 74
§. 5. Marsch mit der geschlossenen Colonne. 75
§. 6. Directions-Veränderung mit dieser Colonne. 75
§. 7. Marsch auf der Diagonale mit beiden Arten der Colonne 76
§. 8. Abbrechen und Aufmarsch der Abtheilungen
in der geöffneten Colonne. 76
§. 9. Abbrechen und Aufmarsch u.s.w. Fortsetzung 77
§.10. Contremarsch 77
§.11. Bewegungen mit der Angriffs-Colonne 78
§.12. Abbrechen und Aufmarsch mit der Angriffs-Colonne 79
§.13. Angriff mit der Colonne 79
Achtes Kapitel. Entwicklung der Colonne.
§. 1. Aufmärsche 81
§. 2. Aufmarsch aus der Colonne in Reihen. 81
§. 3. Aufmarsch einer geöffneten Colonne durch Einschwenken. 81
§. 4. Aufmarsch durch successives Einschwenken der Abtheilungen
in dem Alignement der Tete. 84
§. 5. Aufmarsch einer geöffneten Colonne durch das Herausziehen
der Abtheilungen. 84
§. 6. Aufmarsch aus einer geschlossenen Colonne. 86
§. 7. Fortsetzung. 88
§. 8. Aufmarsch der Angriffs-Colonne. 89
Neuntes Kapitel. Vom Quarree.
§. 1. Formation des Quarree. 91
§. 2. Chargirung des Quarree. 92
§. 3. Bewegungen im Quarree. 92
Zehntes Kapitel. Vom Rallieren 94
Vierter Abschnitt.
Bestimmung des dritten Gliedes.
Erstes Kapitel. Gebrauch des dritten Gliedes im Allgemeinen.
§. 1. Einleitung. 95
§. 2. Formirung der Züge aus dem dritten Gliede. 96
§. 3. Ihre Aufstellung. 97
§. 4. Zerstreutes Gefecht. 97
§. 5. Wenn man den Feind aufsucht, oder angreifen will. 99
§. 6. Wenn man die feindliche Linie eine gewisse Zeit beschäftigen will. 100
§. 7. Wenn der Feind weicht, oder wir uns zurückziehen. 100
§. 8. Wenn man Festungs- und Verschanzungswerke
angreift und vertheidigt. 101
Zweites Kapitel.
Ausbildung des einzelnen und des Trupps für die Bestimmung des dritten Gliedes
§. 1. Auswahl der Leute für das dritte Glied 103
§. 2. Ausbildung des einzelnen Schützen. 103
§. 3. Auflösung eines Trupps in eine Schützenlinie 107
§. 4. Richtung 108
§. 5. Chargirung 109
§. 6. Bewegungen in einer Schützenlinie 110
§. 7. Verhalten der Unterstützungs-Trupps 112
§. 8. Ralliren, Sammeln der Schützen 113
§. 9. Fortsetzung 114
Drittes Kapitel. Von dem Gebrauch der Signale mit dem Flügelhorn
a) Benennung-Signale 116
b) Commando-Signale 117
Fünfter Abschnitt.
Aufstellung einer Brigade.
Erstes Kapitel. Die gewöhnlich Schlachtordnung 121
Zweites Kapitel. Angriff und Verteidigung 126
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Erster Abschnitt.
Ausbildung des gewöhnlichen Infanteristen.
Erstes Kapitel
Ausbildung ohne Gewehr
§.1. Stellung.
Die Stellung ist die Grundlage der Richtung, der Wendungen und des ganzen Exerzirens. Sie muß natürlich, frei und ungezwungen sein. Die Absätze sind auf eine Linie gesetzt, und so nahe an einander, als es der Körperbau des Mannes erlaubt; die Fußspitzen sind gleich weit auswärts gedreht, so das die Füße einen rechten Winkel bilden, die Knie zurückgezogen, ohne sie steif zu halten, der Leib senkrecht auf den Hüften; die Brust und der Oberleib ist etwas vorgebracht, die Schultern sind zurückgelegt, nachlässig gesenkt und in gleicher Höhe die Arme längs dem Leibe hängend, die Ellenbogen nahe am Leibe, die Handballen ein wenig auswärts gedreht, der Kopf ist gerade und ungezwungen; das Kinn gegen den Hals gezogen, ohne ihn zu bedecken; der Blick frei vor den Mann hin, nicht auf den Boden geheftet *).
Bei einer zweckmäßigen Anweisung wird die hier beschriebene Stellung dem Recruten bald leicht und natürlich werden, besonders wenn man demselben von Zeit zu Zeit einen richtig stehenden Mann zeigt, und ihm hierdurch einen anschaulichen Begriff von richtiger Stellung beibringt.
Da jedoch jede Haltung des Körpers auf die Dauer ermüdend ist, so wird den Soldaten während der Übungen von Zeit zu Zeit erlaubt sich zu rühren.
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*) Die richtige Stellung der Füße ist wesentlich, weil von ihr die gute Haltung des Oberleibes abhängt, und ein unrichtig gesetzter Fuß gewöhnlich eine verzogene Schulter nach sich zieht. --- Zurückgezogene Knie sind zwar zur guten Stellung erforderlich, aber Übertreibung darin wurde unnütz ermüden.
Der Leib muß senkrecht auf den Hüften stehen, weil nur dadurch der Mann ein gehöriges Gleichgewicht bekommen kann.
Die meisten Recruten haben die üble Gewohnheit, besonders wenn sie das Gewehr tragen, die eine oder die andre Schulter zu senken, sich bald auf die eine Seite zu biegen, oder eine der Hüften, gewöhnlich die linke, hervorzubringen. --- Man muß darauf achten, das dieser Fehler vermieden wird. --- Die meisten jungen Soldaten fehlen darin, das sie den Bauch vorstrecken, den Rücken einziehen, und die Schultern zu stark zurückwerfen, wenn sie sich gerade halten wollen. Da dieses den Grundsätzen einer guten Stellung zuwider und ein großes Hindernis im Marschiren ist, so muß auf Vornehmen des Oberleibes sehr strenge gehalten werden, und dies kann im Anfange des Unterrichts selbst mit Übertreibung bei denjenigen geschehen, welche im Gegentheil vorzüglich geneigt sind.
Die Schultern müssen zurückgelegt werden, weil, wenn der Mann die Schultern vorwärts brächte, und den Rücken gewölbt hielte --- welches der gewöhnliche Fehler der Landsleute ist --- er sich weder richten, noch sein Gewehr mit Geschicklichkeit führen könnte.
Die Arme müssen längs dem Leibe hängen -und Ellenbogen und Hände, auf oben beschriebene Art gehalten werden, weil dies sowohl um das Gewehr vollkommen nach den Regeln tragen zu können, als auch um im Gliede nicht mehr Raum einzunehmen, als eine leichte und ungehinderte Führung derselben erfordert, höchst nöthig ist. das passende Anschließen der Ellenbogen am Leibe befördert das Zurücknehmen der Schultern ---
Der Kopf muß gerade und zwanglos gehalten werden, weil die Steifheit des Kopfes sich dem ganzen Oberleibe mittheilen, dessen Bewegung hindern, und diese Stellung mühsam und beschwerlich machen würde. ---
Der Blick muß frei vor den Mann hingerichtet sein, weil diese Art den Kopf zu tragen und den Blick zu richten, das sicherste Mittel ist, die Schultern winkelrecht zu erhalten.
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Dieses geschieht auf das Commando Rührt Euch! -- Ohne durch dieses Commando dazu befugt zu seyn, darf sich der Soldat während des Exerzirens nie willkürlich bewegen, nicht aufheben was ihm auf die Erde fällt, noch weniger aber plaudern. Hat man den Soldaten sich rühren lassen, so muß er auf das Commando Still gestanden! schnell und pünktlich die richtige Stellung wieder Armehmen. Aus Übung wird es gut seyn, dieses oft zu wiederholen, weil der Unterweisende hierbei sieht, ob der Recrut alles was zur richtigen Stellung gehört, gehörig gefaßt habe, und dabei Gelegenheit findet, das noch fehlerhafte zu verbessern; so wie auf der andern Seite der Recrut hierdurch die Gewandheit bekommt, die zu den ferneren Übungen notwendig ist.
§.2. Wendungen auf der Stelle.
Bei allen Wendungen bleibt der linke Absatz, auf dem die Schwere des Körpers ruht, auf seiner Stelle; die Fußspitzen werden etwas aufgehoben, der rechte Fuß verläßt den Boden und wird nach vollbrachter Wendung, ruhig und ohne zu stampfen, beigesetzt.
Bei den halben Wendungen dient das Wort Rechts (Links), welches gezogen werden muß, zum Avertissement, wohin die Wendung geschehen soll, auf das Wort um, welches kurz ausgestoßen wird, erfolgt die Wendung selbst.
Bei den ganzen Wendungen geht das Avertissements-Commando Ganze Bataillon! voran. Auf dieses Commando wird die Tasche angefaßt, auf das Commando Kehrt! wird die Wendung auf dem Absatz des linken und dem Ballen des rechten Fußes ausgeführt; nach gemachter Wendung wird der rechte Fuß, ohne zu stampfen, beigesetzt, und die Tasche losgelassen.
Zur Wiederherstellung bedient man sich des Commando’s Front! --- Die Ausführung ist wie die so eben beschriebene; das Avertissement Ganze Bataillon! geht ihr ebenfalls voran.
Es ist ein Beweis daß der Recrut in seiner ersten Ausbildung vorgerückt ist, wenn er die Wendungen mit Leichtigkeit und Beibehaltung der guten Stellung ausführt.
§.3. Marsch im Allgemeinen.
Die Absicht beim Marschiren ist, mit möglichster Schonung des Soldaten Terrain zu gewinnen; der Marsch erhält nur dann seine Vollkommenheit, wenn beide Zwecke erreicht werden. Freie, völlig ungezwungene, gerade Haltung, wie sie bei der Stellung vorgeschrieben worden ist, muß bei den Märschen jeder Cadence erhalten werden. Als Grundregel für den Marsch im Allgemeinen und für jede Cadence gilt folgendes:
Auf das Commando Bataillon, Compagnie, Zug etc --- Marsch! *) wird der linke Fuß lebhaft, doch ohne zu schlenkern, zwei Fuß vier Zoll vorwärts vom rechten gebracht, das Knie gespannt, die Fußspitze ein wenig gegen die Erde gebogen und mit dem Knie zugleich auswärts gedreht; zu gleicher Zeit wird der Oberleib vorgenommen, und der Fuß ganz flach und sachte in der Entfernung, wo er sich vom rechten befindet, auf den Boden gesetzt; die ganze Schwere des Körpers ruht jetzt auf dem stehenden Fuß. Sobald der linke Fuß völlig flach niedergesetzt ist, verläßt der rechte Absatz den Boden, das rechte Bein wird lebhaft hervorgezogen, mit der Fußspitze nahe am Boden, doch ohne ihn zu berühren, vorbeigestrichen, und der Fuß in der nämlichen Entfernung und auf die nämliche Weise wie bei dem linken erklärt worden, niedergesetzt. So fährt der Soldat sort zu marschieren, ohne die Beine zu kreuzen, die Schultern zu drehen, oder den Kopf aus der geraden Richtung zu bringen.
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*) Die Benennung der Abtheilung, welche dem Commando Marsch vorangeht, dient sowohl hier als auch in anderen Fällen, theils zur Vermeidung etwaiger Irrungen, besonders aber zum Avertissement, welches die schnelle und egale Ausführung auf das Commando selbst, erleichtert.
Wenn ein Commando aus zwei Wörtern besteht.z,B. Gewehr-auf! so liegt im ersten Wort, welches gezogen wird, schon das Avertissement und fällt daher die Benennung der Abtheilung weg.
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Auf das Commando Halt! zieht der Marschirende den Fuß, welcher zurück war, ruhig und ohne zu stampfen, an den andern heran, und bleibt stehen. Sollte während des Marsches die gute Haltung des Körpers nicht völlig beibehalten seyn, so muß sie auf das Commando Halt! schnell wieder hergestellt werden *).
In Rücksicht auf die Geschwindigkeit finden zwei Marsch-Arten statt:
a) der Ordinair=Schritt, in diesem werden 75 Schritte in der Minute zurückgelegt;
b) der Geschwind=Schritt, seine Cadence ist 108 in der Minute.
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*) Die Fußspitze muß beim Marsch gegen die Erde gebogen werden, weil dies das Knie streckt, und beiträgt daß der Fuß flach auf den Boden gesetzt werden könne. --- Das Auswärtsdrehen der Fußspitzen ist nöthig, weil das Gegentheil sehr häßlich ins Auge fällt, und es schwieriger macht, den Körper im gehörigen Gleichgewicht zu erhalten. --- Der Oberleib wird stark vorgebracht, damit die Schwere des Körpers auf dem stehenden Fuß ruhe, der andere Fuß, der hinten ist, leichter aufgehoben werden könne. und der Schritt nicht verkürzt werde. --- Mit der Fußspitze wird deshalb nahe über den Boden weggestrichen, weil hierdurch das unnütze und ermüdende Werfen der Füße vermieden wird. Überdies würde weder Takt noch Übereinstimmung im Marsche seyn, wenn jeder einzelne die Füße nach Willkühr heben wollte. --- Der Fuß wird sachte und flach auf den Boden gesetzt, um dadurch sowohl das Hin- und Herwanken des Körpers, als die Verkürzung des Schrittes zu verhüten, welches nothwendig geschehen müßte, wenn der Absatz zuerst, oder der Fuß zu hart auf den Boden gesetzt würde. Das Letztere hätte auch noch die unangenehme Folge, die Soldaten unnütz zu ermüden.
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Man tritt in diesem auf das Commando Geschwind-Schritt - Marsch! an, und fällt auf das Commando Ordinair! wieder in die Cadence von 75 in der Minute.
Will man den Geschwind=Schritt beschleunigen ohne dabei in den Trab zu fallen, so wird die geschwindere Cadence durch die Trommel angegeben.
Da wo es vorzüglich darauf ankommt einen Punkt schnell zu erreichen, oder eine Evolution rasch auszuführen, kann der Trab angewendet werden; jedoch darf man sich desselben nie auf einer größeren Entfernung als die eines halben Bataillons bedienen. Dieses Traben muß nie in ein völliges Laufen ausarten. das hierbei nicht Tritt gehalten und das Gewehr nicht angezogen getragen werden kann, versteht sich von selbst.
§. 4. Das Schließen.
Um sich auf eine kurze Distance rechts oder links zu bewegen, ohne die Front zu verändern, bedient man sich des Schließens.
Commando: Rechts, schließt euch - Marsch!
Ausführung. Der rechte Fuß wird mit steifem Knie ohne zu stampfen, einen Fuß weit auf der Linie abgesetzt, der linke wird eben so heran gezogen. Die Bewegung geschieht in der Cadence des geschwinden Schrittes; Leib und Schultern bleiben gerade und die Hände am Leibe.
Wenn nach der linken Seite geschlossen werden soll, werfen die Leute auf das letzte Wort des Commandos Links schließt euch!die Augen links, und behalten sie während des Schließens dahin. Nach dem Commando Halt! wird von dem linken nach dem rechten Flügel gerichtet, und alsdann Augen rechts! commandirt.
Zweites Kapitel.
Ausbildung mit dem Gewehr,
§. 1. Stellung unter dem Gewehr.
Das Gewehr muß dem Soldaten nicht eher in die Hand gegeben werden, bis er in der Stellung, den Wendungen und dem Marsch völlig geübt ist. Das Gewehr wird auf folgende Art auf der Schulter getragen. Die linke Hand umfaßt die Kolbe so, das die vier Finger unter derselben sind und die Kolbennase zwischen dem Daumen und dem ersten Finger ist. Der Ballen dieser Hand ist an dem auswärts stehenden flachen Theil der Kolbe angedrückt, der linke Arm unmerklich gebogen, der Ellenbogen zurück und am Leibe ohne fest angedrückt zu seyn. Bei dieser Lage des Arms wird das Gewehr gehörig an der Schulter anliegen, ohne sich gegen den Kopf oder entgegengesetzt zu neigen, auch bei der Bewegung der Schenkel weder sich in die- Höhe heben noch schwanken. es ist nicht nöthig daß das Gewehr genau perpendiculär in die Höhe stehe. es muß vermieden werden, dem Gewehr durch die linke Hand eine Drehung zu geben, wodurch der Hahn auswärts zu stehen kommt. --- Der rechte Arm liegt längs dem Leibe ungezwungen, die rechte Hand ist auf der Seite flach nächst dem rechten Schenkel.
Man muß nie das Gewehr so lange angefaßt tragen lassen, daß die Leute dadurch ermüdet werden könnten *)
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*) es ist nicht selten, Männer anzutreffen, welche natürliche Fehler, sowohl in der Bildung der Schulter als der Brust und den Hüften haben; in diesem Fall muß man sich bemühen, die Stellung unter dem Gewehr so einzurichten, das der allgemeine Anblick gleichförmig sey, ohne das die einzelnen Leute in ihre Stellung gezwungen würden.
Man muß zuweilen dem Soldaten das Gewehr abnehmen, um es ihm nachher wieder in die Hand zu stellen.
Das Gewehr muß deshalb nicht höher getragen werden, als oben beschrieben ist, weil dies unbequem wäre, auch würde hierdurch der linke Ellenbogen zu weit vom Leibe entfernt werden, der Soldat nähme dann im Gliede zu viel Raum ein, und das Gewehr würde wanken.
Tiefer als vorgeschrieben ist, kann das Gewehr nicht getragen werden, ohne die Schulter zu senken.
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§. 2. Griffe mit dem Gewehr.
Eine Hauptregel bei allen Griffen ist, das der Leib immer gerade und feste bleibt, während die Arme und Hände arbeiten.
Alles Rücken und Biegen mit dem Körper hilft zu nichts, im Gegentheil ist es der richtigen und leichten Ausführung im Wege.
a) Aufnehmen des Gewehrs.
Commando: Gewehr - auf!
Geschieht in zwei Tempo's. Beim Herantreten hat der Soldat das Gewehr beim Fuß; d h. die KoIbe stehet hart am rechten Fuß, mit den Fußspitzen auf einer Linie. Der obere Theil des Laufs liegt hart an der rechten Schulter; die rechte Hand umfaßt das Gewehr da, wo sie bei natürlich ausgestreckter Lage des Arms zu liegen kommt; der Daumen derselben liegt hinter dem Lauf, die Finger liegen auf dem Schaft.
Erstes Tempo zum Aufnehmen.
Die rechte Hand hebt das Gewehr in die Höhe, läßt es etwas durch die Hand durchgehen, und bringt es so gegen die linke Schulter, das die rechte Hand mit derselben gleich liegt Die linke Hand umfaßt die Kolbe, sobald das Gewehr gegen die linke Schulter gebracht ist.
Zweites Tempo.
Die rechte Hand drückt das Gewehr fest an die Schulter und wird sodann schnell zurück geworfen.
b) Abnehmen des Gewehrs.
Commando: Gewehr --- ab!
Die rechte Hand bewegt sich schnell und kurz am Leibe nach der linken Schulter, und umfaßt in dieser Gegend das Gewehr, läßt es etwas durchschießen und bringt es an die rechte Seite beim Fuß. Dieser Griff wird zwar schnell ausgeführt, das dem Gewehr so nachtheilige Stoßen auf den Boden aber muß gänzlich unterlassen werden.
c) Revidiren des Gewehrs.
Commando:
1. Faßt das Gewehr an!
2. Ladestock im Lauf!
3. Gewehr hoch!
4. Pfannen auf!
Ausführung.
No. 1. Der Daumen liegt auswärts längs der Dille des Bajonets, die übrigen Finger liegen um das Mundblech, das Handgelenk ist etwas auswärts gedreht.
No. 2. Die rechte Hand hebt das Gewehr etwas in die Höhe, die linke umfaßt es zwischen dem untern und mittlern Ring *), bringt es an die linke Seite, und drückt es auf die Lende fest. Die rechte Hand zieht den Ladestock heraus, wirft ihn in den Lauf und umfaßt das Gewehr so an der Mündung, das der Daumen am Mundblech liegt.
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*) Bei aller speciellen Bezeichnung des Gewehrs ist die Rede von dem neuen preußischen Gewehr.
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No. 3. Die linke Hand bringt das Gewehr in die Höhe und dergestalt vor das Gesicht, das, wenn der kleine Finger dieser Hand auf der Pfannenfeder ruhet, der Daumen gegen den Mund ist. Die rechte Hand umfaßt den Kolbenhals. --- Die Kolbe ist am Leibe angedrückt, und das Gewehr steht gerade in die Höhe. Die Ellenbogen sind angeschlossen.
No. 4. Die linke Hand hält das Gewehr fest, während die rechte die Pfanne aufstößt. Die rechte Hand umfaßt sodann wieder den Kolbenhals. Kommt der revidirende Vorgesetzte an den Mann heran, so rückt dieser das Gewehr, damit man durch das Klingen des Ladestock auf der Schwanzschraube, hören kann, daß nichts im Laufe ist. Sobald das Gewehr besehen worden, wird die Pfanne geschlossen, das Gewehr wieder an die linke Seite, der Ladestock an Ort, und hierauf das Gewehr an die rechte Seite beim Fuß gebracht*).
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*) Soll exerzirt und die Chargirung gemacht werden, so läßt man die Leute gleich nach dem Revidiren die Haarpfropfen in den Lauf bringen.
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d) Präsentiren des Gewehrs.
Commando:
1. Achtung!
2. Präsentirt das Gewehr!
Ausführung.
No. 1. Der rechte Flügelmann läuft auf dies Commando schnell so weit vor, das ihn der Mann gut sehen kann ohne den Kopf zu verdrehen.
No. 2. Erstes Tempo.
Die linke Hand dreht das Gewehr so weit herum, das der Hahn auf die Brust zu liegen kommt, und hebt es zugleich so hoch, daßdas Kolbenblech die Hüften berührt. Die rechte Hand umfaßt zu gleicher Zeit den Kolbenhals, der rechte Arm ist dabei ungefähr im rechten Winkel gebogen. Das Gewehr bleibt dabei an der Schulter liegen.
Zweites Tempo.
Die rechte Hand hebt das Gewehr vor die Brust, die linke liegt flach und geöffnet am Riemen, so daß das Handgelenk auf dem Bügel ruhet und der Daumen vor dem Munde ist. Die Ellenbogen sind dicht am Leibe, die Kolbe ist angedrückt und das Gewehr steht gerade in die Höhe.
Drittes Tempo.
Das Gewehr wird mit der rechte Hand rasch so weit herunter gezogen, das der Hahn der Hüfte gleich, vor der linken Lende steht, der Lauf wird hierdurch so weit links gebracht, daß der Mann mit dem linken Auge noch rechts vorbeisehen kann. Der linke Arm bildet dabei einen rechten Winkel. Das Schloß wird während des Herunterziehens einwärts gedreht; der rechte Fuß gehet so weit zurück, daß der Stiefelettensteg am linken Absatz ist. Die linke Hand umfaßt den Schaft dergestalt, daß der kleine Finger auf der Pfannenfeder ruht; der Daumen ist am Schaft gestreckt; die rechte Hand umfaßt den Kolbenhals; der Lauf des Gewehrs berührt den Schirm des Czako's; die Ellenbogen werden fest an den Leib gehalten. Wenn das Gewehr präsentirt ist, tritt der Flügelmann von selbst wieder ein.
e) Schultern des Gewehrs.
Commando:
1. Achtung!
2. das Gewehr auf Schulter!
Ausführung.
No. 1. Wie zum Präsentiren.
No. 2. Erstes Tempo.
Die rechte Hand hebt das Gewehr so hoch in die Höhe, daß die Kolbe neben der linken Schulter liegt, und dreht zu gleicher Zeit das Schloß auswärts. Der Daumen der rechten Hand liegt auf der untern Schraube am Schlangenblech; die linke Hand umfaßt die Kolbe und drückt das Gewehr fest an, von der Schulter steht es jedoch noch eine Hand breit ab.
Zweites Tempo.
Der linke Arm streckt sich aus und kommt in seine natürliche Lage, die rechte Hand giebt dem Gewehr noch einen Druck nach der linken Seite, und wird dann rasch zurück an die rechte Seife geworfen.
Der Flügelmann tritt nach dem letzten Tempo von selbst ein.
Derselbe muß geübt seyn zwischen den Griffen gleich lange anzuhalten, sie folgen sich in einer Geschwindigkeit, die der Cadence des ordinairen Schrittes gleich ist.
f) das Gewehr übernehmen.
Commando: Gewehr --- über!
Man bringt die linke Hand so weit in die Höhe, daß das Gewehr mit seiner Schwere auf der Schulter ruhet, und hierdurch bequem getragen werden kann. Der linke Ellenbogen muß dabei am Leibe jedoch nicht ängstlich angedrückt seyn.
g) Anfassen des Gewehrs.
Commando: Faßt das Gewehr - an!
Die linke Hand wird wieder an die Lende, und das Gewehr in die vorige Lage gebracht. Man muß sich dieser Art das Gewehr zu tragen, bei Ausführung der Evolutionen, beim Avanciren auf weite Distancen, und in ähnlichen Fällen bedienen.
Wenn mit übergehangenem Gewehr marschirt wird, so kann sich der rechte Arm natürlich hin und her bewegen.
Auf Märschen, worunter auch die nach den Übungsplätzen zu rechnen sind, kann das Gewehr nach Belieben, bald auf der rechten, bald auf der linken Schulter getragen werden.
§.3. Chargirung.
Als Hauptgrundsatz ist anzunehmen, daß dieser Theil der Übung so behandelt werden muß, wie es sein einziger Zweck, Zerstörung des Feindes, erfördert.
Übereilung beim Laden, welches der Wirksamkeit des Schusses nachtheilig ist, darf nicht Statt finden. Bei der Ausbildung des Einzelnen müssen die Griffe beim Laden und Schießen genau zergliedert, und dem Recruten alle dabei mögliche Hülfen deutlich erklärt werden.
Man bedient sich hierzu der Methode, das Laden durch Vorzählen in gewisse Tempo's einzutheilen.
a) das Laden des Gewehrs.
Commando: Bataillon soll chargieren, Geladen!
Die rechte Hand faßt das Gewehr am Kolbenhals, die linke zwischen dem mittlern und untern Ring, das Gewehr sinkt hinunter, und wird mit der linken Hand an die Lende festgedrückt. Die rechte Hand wird hierauf, ohne einen großen Umkreis zu machen, zurück gezogen, der Patrontaschendeckel mit derselben aufgestoßen, eine Patrone so ergriffen, das die Kugel an dem kleinen Finger anstehet, der obere Theil aber mit dem Daumen und Zeigefinger gehalten. Die Patrone wird nahe neben dem Leibe bis an den Mund gebracht, vorsichtig abgebissen, mit gehobenem rechten Ellenbogen in den Lauf gebracht, ausgeschüttet, mit dem Zeigefinger die Kugel hineingedrückt, und dann mit diesem Finger und dem Daumen der Ladestock ergriffen. Mit dem Handgelenk wird der Ladestock herausgeschnellt, der rechte Arm streckt sich aus, die Hand umfaßt den Ladestock in der Mitte mit voller Faust und drückt damit die Patrone auf den Boden des Laufs. Wenn dieses geschehen, wird der Ladestock wieder mit dem Daumen und Zeigefinger aus dem Lauf geschnellt, in der Mitte umfaßt und in Ort geworfen.
Das Gewehr wird jetzt mit der linken Hand auf die Schulter gebracht, wobei die rechte Hand hilft, indem sie das Gewehr unter dem Schlosse anfaßt.
b) Das Schießen.
Commando:
1. Fertig!
2. An!
3. Feuer!
4. geladen!
Ausführung:
No. 1. Die linke Hand bringt das Gewehr, vereint mit der rechten welche es am Kolbenhalse umfaßt, so vor das Gesicht, das der Daumen der linken Hand gegen den Mund, und der kleine Finger derselben auf die Pfannenfeder zu liegen kommt, das Schloß ist einwärts gegen das Gesicht gedreht; das Gewehr steht senkrecht in die Höhe, die Ellenbogen sind am Leibe, die rechte Hand spannt den Hahn, und umfaßt sodann wieder den Kolbenhals.
No. 2. Das Gewehr wird mit der rechten Hand in die wagerechte Lage gerissen, und durch die linke, welche sich schnell am Laufe vorbewegt, unterstützt. Der linke Arm ist hierbei nicht völlig ausgestreckt, der rechte Fuß wird ungefähr einen Fuß weit gerade zurückgesetzt, die linke Hüfte wird eingezogen, das Gewicht des Körpers ruht auf dem linken Fuß, dessen Spitze etwas einwärts gedreht ist. Die Kolbe ist an die rechte Schulter hart angesetzt, der rechte Ellenbogen etwas aufwärts gedreht. Der Kopf ist auf die Kolbe gebückt, das linke Auge geschlossen, mit dem rechten wird die Mitte der Schwanzschraube, das Korn und die Schußlinie wohl gefaßt, der Zeigefinger wird auf den .Abzug gelegt.
No. 3. Der Hahn wird ruhig abgezogen, der Mann bleibt ohne seine Lage zu verrücken, im Anschlage liegen.
No. 4. Der rechte Fuß wird angezogen, der Absatz desselben an den Stiefelettensteg des linken gesetzt. das Gewehr wird so weit herunter genommen, das beim ersten Gliede das Schloß in der Hohe der Hüfte, beim zweiten Gliede etwas höher liegt, der linke Ellenbogen wird hierbei in die Hüfte gesetzt, damit das Gewehr fest liege. Die rechte Hand bringt erst den Hahn in die Ruhe, dann faßt sie über die Pfanne, und indem diese geschlossen wird, drückt sie das Gewehr herunter nach der linken Seite, wobei der Mann die Wendung macht; hierauf ladet der Mann wieder und macht fertig.
Soll ein im Anschlage liegender Mann absetzen, so wird hierzu commandirt Setzt --- ab!
Ausführung.
Der Zeigefinger wird auf das gezogene erste Wort dieses Commando's, von dem Abzug genommen, und das Gewehr mit voller Faust um den Kolbenhals umfaßt. Auf das Wort Ab! wird mit der rechten Hand das Gewehr dergestalt von der Schulter abgedrückt, daß dasselbe wieder seine senkrechte Lage, wie vor dem Anschlage, erhält.
Will man aufhören zu feuern, so wird commandirt:
1. Hahn in Ruh!
2. Schulter!
No. 1. Der Daumen der rechten Hand umfaßt die Hahn-MauIschraube, der Zeigefinger drückt den Abzug ab. Der Hahn wird so weit vorgelassen, daß er beinahe die Pfanne berührt, sodann zurückgenommen und in Ruh gesetzt. Hierauf wird der Kolbenhals wieder mit der ganzen Faust umfaßt.
No. 2. Die rechte Hand bringt das Gewehr, indem sie das Schloß auswärts dreht, an die linke Seite, die linke Hand umfaßt die Kolbe und bringt mit der rechten zugleich das Gewehr in die gehörige Lage. Die rechte Hand wird sodann schnell zurückgezogen.
c) das Fällen des Gewehrs.
Commando: Fällt das Gewehr!
Die rechte Hand umfaßt das Gewehr am Kolbenhalse, reißt es an die rechte Hüfte, wo sie es fest andrückt. Die linke Hand umfaßt es mit voller Faust oberhalb dem untern Ringe, der linke Ellenbogen bleibt am Leibe angeschlossen, das Bajonet ist etwas höher als die Kolbe. Nachdem das Gewehr in diese Lage gebracht ist, wird der Hahn gespannt.
Soll aus der Stellung mit gefälltem Gewehr geschultert werden, so wird auf das Commando: Hahn in Ruh! das Gewehr erst, wie beim Fertigmachen vors Gesicht gebracht und der Hahn in Ruh gesetzt.
Wenn während des Marsches das Gewehr gefällt werden soll, so geht diesem das Commando Zur Attake Gewehr rechts! voran.
Das Gewehr wird mit der rechten Hand zwischen dem mittlern und unterm Ringe umfaßt, nach der rechten Seite gebracht, und an dieser mit ausgestrecktem Arm und vorgeneigtem Bajonet getragen.
Drittes Kapitel.
Griffe mit dem Kurzgewehr, der Büchse, der Fahne und dem Degen.
§. 1. Griffe mit dem Kurzgewehr.
a) Aufnehmen des Kurzgewehrs.
Beim Herantreten hat der Unteroffizier das Kurzgewehr beim Fuß, das heißt, der Schuh des Kurzgewehrs steht an der Spitze des rechten Fußes, die Stange ist senkrecht an die rechte Schulter angelehnt, die Schere flach. Der Daumen der rechten Hand ist hinter der Stange, der rechte Arm ungezwungen ausgestreckt.
Erstes Tempo. Die rechte Hand hebt das Kurzgewehr in die linke, der linke Arm ist dabei ganz ausgestreckt, der Daumen der linken Hand kommt hinter, die vier andern Finger kommen vor den Schuh zu liegen, die Stange geht also zwischen dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe. Diese Hand bleibt in der Höhe der linken Schulter mit ausgestreckten Fingern flach liegen.
Zweites Tempo. Die rechte Hand wird zurückgeworfen, nachdem sie die Stange fest gegen die linke Schulter gedrückt hat. Die Schere bleibt auch auf Schulter flach liegen.
b) Abnehmen des Kurzgewehrs.
Erstes Tempo. Das Kurzgewehr wird mit der rechten Hand in der Höhe der linken Schulter angegriffen.
Zweites Tempo. Dasselbe wird mit beiden Händen gerade vor den Leib gebracht, wo es durch die Hände bis zur Erde gleitet, die linke Hand wird dann los gelassen, und das Kurzgewehr mit der rechten in dieselbe Stellung wie beim Herantreten gebracht.
c) Das Kurzgewehr übernehmen.
Das Kurzgewehr wird so weit durch die linke Hand durchgelassen, das diese es bequem trägt, wenn es übergehangen auf der Schulter liegt.
§. 2. Griffe mit der Büchse.
a) Aufnehmen der Büchse
Beim Herantreten hat der Unteroffizier die Büchse eben so beim Fuß wie der Soldat das Gewehr.
Erstes Tempo. Die Büchse wird mit der rechten Hand an der rechten Seite so weit gerade in die Höhe gebracht, das der linke Arm, mit welchem nun die Büchse dicht unter der rechten Hand ergriffen wird, einen rechten Winkel bildet. Ist sie in diese Lage gebracht, So wird der rechte Arm gerade herunter ausgestreckt und die Büchse am Schloß mit der rechten Hand so ergriffen, daß der Daumen und Zeigefinger vorn sind und der Bügel zwischen ihnen ist, die drei andern Finger aber hinten unter dem Hahn liegen.
Zweites Tempo. Die linke Hand wird zurückgeworfen, nachdem sie die Büchse fest gegen die rechte Schulter gedrückt hat.
b) Abnehmen der Büchse
Erstes Tempo. Die Büchse wird mit der linken Hand so ergriffen, das der linke Arm dicht am Leibe horizontal liegt.
Zweites Tempo. Die rechte Hand wird vom Schloß weg, dicht unter die linke gebracht, die Büchse dicht an der Seite zur Erde und in die Stellung beim Fuß, worauf die linke Hand zurückgezogen wird.
c) Die Büchse übernehmen
Die Büchse wird von der rechten Seite ohne alle Tempos auf die linke Schulter in eben die Lage gebracht, welche das Gewehr der Gemeinen beim Übernehmen hat.
d) das Fällen des Kurzgewehrs und der Büchse..
Stehen Unteroffiziere mit Kurzgewehren oder Büchsen beim Quarree im ersten Glied, und das Quarree macht fertig, so fällen sie Kurzgewehr sowohl als Büchse ohne Tempo, und bringen sie so schnell als möglich in eben die Lage in welche die gefällten Gewehre der Gemeinen sind.
§. 3. Griffe mit den Fahnen,
a) Aufnehmen der Fahne
Die Fahne wird beim Herantreten beim Fuß wie das Kurzgewehr gehalten.
Erstes Tempo. Die Fahne wird mit der rechten Hand in die Höhe gehoben; die linke Hand umfaßt sie unter dem rechten Ellenbogen; der linke Vorderarm liegt hierbei horizontal.
Zweites Tempo. Die rechte Hand umfaßt den Schuh mit voller Faust, die linke drückt dieStange an die rechte Schulter und wird zurück geworfen.
b) Abnehmen der Fahne
Die rechte Hand öffnet sich und läßt die Fahne durchschießen.
c) Die Fahne übernehmen
Die Fahne wird so auf der rechten Schulter wie das Kurzgewehr auf der linken getragen.
d) Salutiren auf der Stelle.
Erstes Tempo. Mit der linken Hand wird die Fahne in der Höhe der Schulter angefaßt, ohne sie von selbiger abzubringen.
Zweites Tempo. Die Fahne wird mit beiden Händen so angefaßt gehalten, gerade vor den Leib gebracht.
Drittes Tempo. Die Fahne wird mit der Spitze gegen den Boden gesenkt.
Viertes Tempo. Die Fahne wird wieder in die Höhe gebracht.
Fünftes Tempo. Ohne die Hände zu verwechseln, wird die Fahne an die rechte Schulter gebracht.
Sechstes Tempo. Die linke Hand wird zurück geworfen.
Die drei ersten Griffe zum Salutiren werden mit den Griffen der Gemeinen zum Präsentiren, zugleich gemacht; mit den drei letzten aber in demselben Zeitmaaß fortgefahren; ohne das Schultern abzuwarten.
e) Salutiren im Marsch.
Die Griffe hierbei sind ganz dieselben wie beim Salutiren auf der Stelle, sie folgen sich einander in der Cadence des Marsches.
§. 4. Griffe der Officiere mit dem Degen.
a) Tragen des Degens oder Säbels
Die rechte Hand umfaßt mit dem Daumen und den nächsten beiden Fingern den Griff des Degens (Säbels), die beiden letzten Finger liegen hinter dem Griff. Der rechte Arm hängt ungezwungen ausgestreckt herunter. Das Gefäß wird an die Lende gedrückt; der Rücken der Degenklinge ruht an der Schulter. Wird das Gewehr abgenommen, so senkt der Officier seinen Degen (Säbel); die ganze Hand wird um das Gefäß genommen, aber ohne den Degen selbst zu wenden, so das also die Schneide desselben die Erbe berührt.
Beim Herantreten zieht der Officier ohne Tempo seinen Degen, und bringt ihn sogleich in die zuletzt beschriebene Lage.
b) Salutieren mit dem Degen oder Säbel.
Erstes Tempo. Der Degen (Säbel) wird mit losem Arm und Handgelenke rasch hoch genommen, die Parirstange mit dem Kinn in gleicher Höhe, der Degen flach und gerade, das er nicht überhänge, und der Ellenbogen scharf an den Leib gezogen.
Zweites Tempo. Die Spitze des Degens (Säbels) wird flach nach der Erde gesenkt, wobei
der rechte Arm ausgestreckt an die rechte Lende fällt.
Die Officiere behalten den Degen so lange gesenkt, bis das Bataillon schultert, mit dem sie die beiden Griffe zugleich zurück machen. Beim Präsentiren hingegen fangen die Officiere bei dem zweiten Griff erst an zu salutiren und machen ihren zweiten Griff mit dem dritten der Gemeinen zugleich.
Zweiter Abschnitt.
Ausbildung eines Trupps in Rotten und Gliedern.
Erstes Kapitel.
Aufstellung und Richtung.
§. 1. Aufstellung und Richtung in einem Gliede.
Nachdem man den Recruten einzeln zum Soldaten gebildet, -wird ihm nunmehr in der Zusammenstellung mit mehreren, in der Zusammensetzung ganzer Glieder und Rotten, die Anwendung des bisherigen Unterrichts zur übereinstimmenden Mitwirkung bei den Bewegungen etc eines ganzen Trupps, beigebracht, und derselbe zu dem vorbereitet, was er künftig mit größern Abtheilungen ausführen soll.
In der guten Stellung eines ganzen Gliedes ist nebst den für den einzelnen Soldaten insbesondere gegebenen Vorschriften erforderlich, daß ein jeder seinen Nebenmann mit oder ohne Gewehr, an dem Ellenbogen, wenn dieser ohne Zwang am Leibe angelegt ist, fühle, ohne ihn zu drücken, oder sich auf denselben zu lehnen, und daß Brust und Schultern eine gerade Linie bilden.
§. 2. Aufstellung und Richtung in drei Gliedern.
Die Infanterie wird in drei Gliedern aufgestellt; Die Entfernung von einem Gliede zu andern ist zwei Fuß, von dem Rücken des Vordermannes bis zur Brust des Hintermannes gerechnet. Diese Entfernung zwischen den Gliedern ist sowohl für die Aufstellung zur Parade und den Parademarsch, als auch für die Chargirung und für die Ausführung der Evolutionen bestimmt. Die beiden hinternGlieder stehen in paralleler Richtung mit dem ersten. Die Hinterleute sind genau auf ihre Vorderleute gerichtet, so daß einer den andern deckt. Drei auf diese Art hinter einander gerichtete Soldaten nennt man eine Rotte. Wenn sich ein Trupp nicht in volle Rotten zu drei Mann eintheilen läßt, so müssen deshalb nie Leute im ersten, sondern jedesmal im zweiten oder dritten Gliede auf dem linken Flügel fehlen.
§. 3. Richtung.
Die Richtung ist die Stellung der Schulter eines jeden Soldaten in die Verlängerung der im nämlichen GIiede gegen den Richtungspunkt stehenden Nebenmänner.
Dise Erklärung schließt jedoch keinesweges die Möglichkeit aus, daß der Mann die Richtungslinie übersehen könne, wenn er den Kopf nach der Seite bewegt, welches ihm zur Beurteilung seiner Stellung durchaus verstattet werden muß. Es muß dem Soldaten praktisch beigebracht werden, daß wenn er vollkommen richtig in seiner Stellung stehet, er durch eine Wendung des Kopfs rechts nach dem Richtungspunkt, mit dem rückwärts stehenden rechten Auge nichts als seinen rechten Nebenmann, mit dem etwas vorstehenden linken Auge aber den Schein der ganzen Frontlinie entdecken müsse. Trifft beides ein, und mit einer geraden aufrechten Stellung zusammen, so ist der Mann gehörig gerichtet.
Der Soldat richtet sich im Gliede sowohl auf der Stelle als im Marsch rechts; die Fälle, wo er sich Iinks richten soll, werden weiterhin bemerkt werden.
Dadurch daß man jeden Einzelnen mit den Grundsätzen des Richtens genau bekannt macht, und ihm die Kennzeichen deutlich erklärt, an welchen er bemerken kann, ob er gerichtet ist oder nicht, wird man es erreichen, daß die Leute eines Gliedes sich von selbst schnell und genau richten, ohne daß der Vorgesetzte nöthig hat, häufig einzelne Leute vor oder zurück zu rufen.
Es muß strenge darauf, gehalten werden, daß einzelne Leute, deren Schultern sich nicht in der Richtungslinie befinden, diesen Fehler nicht dadurch zu verbessern suchen, daß sie den Oberleib allein vor oder zurück biegen, sondern daß ein jeder die gehörige Richtung durch wirkliches Vor- und Zurücktreten mit unverzogenen Schultern gewinnt. *)
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) Gewöhnlich fehlt der Soldat bei der Richtung rechts, dadurch, daß er den linken Fuß, und bei der Richtung links, daß er den rechten Fuß aus der richtigen Stellung vorschiebt, die Fußspitzen mehr auswärts wendet, und die Absätze nicht gleich stellet, wodurch dann die Hüfte und Schultern aus der Richtungslinie kommen, und dadurch dieser Mann sowohl wie seine Nebenleute unfähig werden, die Richtungslinie gehörig zu fassen. Bei Entdeckung dieses Fehlers muß man den Soldaten nicht durch Antasten des Körpers in die richtige Stellung leiten, sondern ihn anweisen auf seine Füße zu sehen, diese richtig zu stellen, und dann nach der gegebenen Anleitung seine Richtung zu suchen.
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Um den Recruten die Fertigkeit beizubringen, sich mit ihren Schultern in eine gegebene Linie schnell und pünktlich einzurichten, muß man ein Glied durch successires Hereintreten der Leute in eine markirte Linie auf das Commando Richt --- Euch! bilden lassen. Durch Drehung, welche man den Rotten des Flügels, von wo aus die Richtung ist, vor- oder rückwärts machen läßt, und durch genaues Eintreten der andern, an die Schulterlinie derselben, wird man diesen Zweck am sichersten und schnellsten erreichen.
Diese Bewegung muß gelassen ausgeführt und die Richtungslinie nicht durch Vorprellen überschritten werden, indem das hierdurch nöthig werdende Zurücktreten eine fortwährende Bewegung im Gliede verursacht und das schnelle Richten verhindert.
Sollen die Rotten des linken Flügels die Richtung angeben, so wird, wie bei allen Richtungen nach diesem Flügel, zuvor Augen links! commandirt.
§.4. Bezeichnung der RichtungsIinie.
Die Linie in welche ein Glied eingerichtet werden soll, wird jedesmal durch Offfciere oder Unterofffciere (hier Points genannt) bezeichnet, welche auf das Commando Points vor! mit gerader Front auf dieselbe treten.
Die im GIiede stehenden Leute rücken an diese Linie auf das Commando Richt Euch! heran.
Bei allen Richtungen treten die hintern Glieder mit dem ersten zugleich an, behalten von diesem die oben angeführte Entfernung und richten sich mit ihm zu gleicher Zeit schnell und genau.
Das Rückwärtsrichten geschieht nur auf kurze Distancen. Die Leute setzen auf das Commando Rückwärts Richt euch! --- Marsch!den linken Fuß gerade und ohne zu kreuzen zurück. Man geht jedesmal einige Schritte hinter die Linie in der man sich aufstellen will. Auf das Commando Halt! treten die Points vor, und man läßt auf die oben beschriebene Art einrichten.
Man kann nicht zuviel Fleiß und Sorgfalt auf Stellung und Richtung verwenden, weil ohne die gründlichste und geübteste Fertigkeit in derselben, der Soldat nie Geschicklichkeit in den Waffenübungen und Bewegungen erlangen kann.
Zweites Kapitel.
Marsch.
§. 1. Frontmarsch.
In der Richtung liegt die Vorübung zum Frontmarsch, welcher nichts anders als eine parallele Fortbewegung der ersten Grundlinie ist.
Um zu verhüten, daß sich bei demselben die Leute nicht aneinander lehnen, muß man sie im Anfange gliederweise und mit Zwischenräumen marschiren lassen.
Die Richtung eines in Front marschirenden Gliedes ist in der Regel nach dem rechten Flügel; in allen Fällen wo das Gegentheil statt finden soll, wird zuvor Augen links! commandirt. Ob das erste oder dritte Glied vorn ist, macht hierbei keinen Unterschied. Die Fühlung ist dahin woher die Richtung genommen wird.
Die Hauptregeln beim Frontmarsch sind folgende:
1) Dem rechten Flügelmann, (dem Flügel-Unterofficier) und wenn die Richtung links ist, dem linken, wird ein entfernter Gegenstand bestimmt, welcher in einer Linie liegt, die da wo er steht die Grundlinie senkrecht durchschneidet. Auf diesen geht dieser Mann in richtiger Marsch-Cadence, ohne rechts oder links zu wanken, zu. Er sucht sich durch Auffassen von Zwischenpunkten in der gegebenen Marschdirection zu erhalten. *)
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*) jeder Flügel-Unterofficier oder Flügelmann muß geübt seyn, auch ohne gegebene Gegenstände, welche seine Marschdirection bestimmen, in einer auf das Glied in dem er steht, senkrecht laufenden Linie, vorwärts zu marschiren.
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2) Der Soldat muß den Ellenbogen seines Nebenmannes, auf der Seite wohin die Richtung ist, leicht fühlen und ihn nie verlassen. Hierdurch sowie durch ein gleichmäßiges Ausschreiten, wird die Richtung mit weniger Schwierigkeit erhalten werden, als wenn man dies durch einen ängstlichen Gebrauch der Augen allein bewerkstelligen wollte, welches zu einem Verdrehen der Köpfe und der Schultern führen würde. Zu starkes Andrängen an den Nebenmann wurde diesen veranlassen, ebenfalls auf die Seite nach dem Richtungsflügel zu drängen, und hierdurch würde endlich der Flügelmann, (Flügel-Unterofficier) aus seiner Direction gestoßen werden.
3) Weder der linke Ellenbogen, noch der rechte Arm muß vom Leibe abgebracht werden, weil man hierdurch seinen Nebenmann stoßen, auch im Gliede mehr Raum einnehmen würde als nöthig ist.
4) Dem Druck, welcher von der Seite herkommt, wohin die Richtung ist, muß nachgegeben, hingegen dem von der entgegengesetzten Seite widerstanden werden. Ohne die Beobachtung dieser Regel würde der, welcher die Marschdirection angiebt, aus dieser geworfen werden.
5) Der Soldat muß sich an den Ellenbogen seines Nebenmannes nach dem Richtungspunkt zu nur unmerkbar wieder anschließen, im Fall er von ihm abgekommen wäre. --- Es kann geschehen daß der Nebenmann sich ungeschickterweise rechts oder links wirft; wenn alsdann der nächste und successive der zweite, dritte, dieser falschen Bewegung rasch folgten, so entstände daraus, daß der Fehler eines einzigen Mannes sich auf mehrere fortpflanzte. Wollte der, bei welchem dieser Fehler seinen Anfang genommen, ihn endlich verbessern, so müßte er seinen Nebenmann stoßen, dieser den folgenden und so fort bis auf den Flügel, wodurch das so oft sichtbare Flottiren im Marsch entstehen würde.
6) Wenn man bemerkt, daß man selbst zu weit vor oder zurückgekommen ist, so muß man nur langsam und nach und nach, indem man seinen Schritt fast unmerklich entweder verlängert oder verkürzet, in die Richtung zu kommen suchen.
Durch allzurasche Bewegungen im Marschiren wird ein Trupp leicht getrennt, einzelne Leute prellen häufig vor und die Cadence des Schrittes geht verloren.
§. 2. Marsch auf der Diagonale.
Wenn man während des Frontmarsches nicht allein vor sondern auch seitwärts Terrain gewinnen
will, so geschieht dies durch den Marsch auf der Diagonale.
Der Winkel, welcher durch diese Marschdirection mit der Grundlinie gebildet wird, soll 45 Grad betragen.
Auf das Commando Bataillon --- halb rechts oder halb links --- Marsch! macht jeder Mann nach der benannten Seite eine Achteldrehung. In der dadurch angenommenen Richtung geht er gerade vor sich hin, ohne von derselben durch ein nochmaliges Ziehen mit Absetzen der Füße nach einer Seite, abzuweichen. AIs praktische Norm kann man annehmen, daß die Stellung der Nebenleute gegen einander beim Marsch auf der Diagonale richtig ist, wenn z. B. beim Rechtsziehen, die rechte Schulter des linken Nebenmannes hinter der linken des ihm rechts stehenden ist. Seim Linksziehen ist es der umgekehrte Fall.
Will man die auf die Grundlinie senkrechte Direction wieder annehmen, so dient hierzu das Commando Gerade aus! worauf dies durch eine abermalige Achteldrehung bewerkstelligt wird.
§. 3 Reihenmarsch rechts ober links.
Um aus der Flanke eines Trupps abzumarschiren, bedient man sich der Commandos
1. Rechts (Links) um!
2. Marsch!
Ausführung.
No. 1. Jeder Mann in den drei Gliedern macht die durch das Commando bezeichnete Wendung. Der Führer der Abtheilung tritt bei rechts um an die linke Seite des rechten, bei links um an die rechte Seite des linken Flügelmanns vom ersten Gliede. Bei den halben Wendungen sind die Augen der beiden hintern Glieder nach dem ersten.
No. 2. Alles tritt zugleich an. Der an der Tete marschirende Unterofficier oder Flügelmann muß pünktlich die befohlene Marsch-Cadence beobachten. Die Knie müssen ausgestreckt seyn, und es muß nicht zugegeben werden, daß die Leute sie aus Furcht auf die Hacken des Vordermannes zu treten, zu sehr biegen, weil hierdurch sowohl die Distance als die Cadence verloren geht. Die beiden hintern Glieder müssen auf das erste gerichtet bleiben.
§. 4. Veränderung der Marschdirection durch Vornehmen der Schulter.
Soll ein mit rechts oder links um marschirender Trupp seine Marschdirection verändern, so wird an der Tete Rechts oder links schwenkt --- Marsch! und wenn diese die neue Richtung angenommen, Gerade aus! commandirt. Jeder Mann dreht sich da, wo dies von seinem Vordermann geschehen ist.
§. 5. Aufmarsch aus Reihen.
a) Durch die Wendung.
Aus dem Abmarsch mit Reihen muß man sich nach jeder Seite hin formiren können. Will man sich auf der Grundlinie formiren, so geschieht dies, indem man Halt --- Front! commandirt. Auf das erste Wort nimmt ein jeder von seinem Vordermann die gehörige Distance, damit er nach der Wendung die er auf das zweite Wort ausführt, nicht mehr nöthig habe zu rücken.
b) Durch Auflaufen der Rotten.
Will man sich senkrecht auf die Marschdirection in Front setzen, so geschieht dies durch das Auflaufen mit Rotten. Das Commando hierzu ist Rechts, (Links) marschirt auf --- Marsch! (Die Benennung der Abtheilung, Züge, Sectionen, in welche man sich durch den Aufmarsch setzen will, geht diesem Commando voran). Der Flügelmann vom zweiten Gliede setzt sich in gehöriger Distance und Richtung hinter den vom ersten, der vom dritten hinter den vom zweiten Gliede. Die übrigen Rotten ziehen sich mit halb rechts oder halb links heraus, und nehmen Fühlung und Richtung von dem bereits stehenden Flügel. War dies der linke, so wird nach geschehenem Aufmarsch Augen rechts! commandirt.
Bei allen Aufmärschen während welcher sich die Tete fortbewegt, gilt die Festsetzung, daß die sich herausziehenden Abtheilungen, ohne strenge auf Tritt zu halten, in einer schnelleren Cadence marschiren, und erst wenn sie in der Richtungslinie sind, den Tritt der Tete wieder annehmen.
Diejenigen Wendungen welche von jedem Einzelnen ausgeführt werden, als Rechts und Links um, geschehen auf dieselben Commandos während des Marsches, als auf der Stelle.
Drittes Kapitel.
Von den Schwenkungen.
§. 1. Schwenkungen von der Stelle.
Zum Abschwenken von der Stelle wird commandirt Mit Zügen, rechts (links) schwenkt - Marsch! *) Auf Marsch tritt der Trupp im geschwinden Schritt ohne zu stampfen und ohne die Knie stark zu biegen, an; nach Maaßgabe wie ein jeder näher am Pivot stehet, verkürzt er seine Schritte; der auf dem Drehpunkt stehende Mann verläßt seinen Platz nicht, sondern wendet sich nach Maaßgabe der Mitte und des herumgehenden Flügels auf der Stelle. Nach vollbrachter Vierteldrehung stehet alles auf das Commando Halt! stille.
Wenn mehrere Abtheilungen zugleich abschwenken, so wird das Commando Halt! durch den welcher das Ganze befehligt, und nicht durch die Führer der einzelnen Abtheilungen commandirt.
Folgende Regeln sind zu beobachten, damit bei allen Schwenkungen die Richtung der geraden Linie so beibehalten werde, wie sie auf der Stelle war.
Die Fühlung bleibt nach dem stehenden Flügel; das Maaß der Bewegung wird nach dem schwenkenden Flügel genommen, ohne deshalb die Köpfe ängstlich dahin zu drehen.
*) Das Commando: Mit Zügen rechts, (links,) schwenkt, ist hier als Avertissement zu betrachten, wird daher nicht gezogen, sondern kurz und schnell ausgesprochen.
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Der Mann welcher diesen Flügel führt, schreitet frei weg, dreht sich nachdem er einige Schritte zurückgelegt, etwas gegen den stehenden Flügel, wirft die Augen auf das Terrain welches er zu durchlaufen hat, und von Zeit zu Zeit auf das Glied, und fühlt dabei immer den Ellenbogen seines Nebenmannes leicht, ohne ihn zu stoßen.
Die Leute im Gliede fühlen den Ellenbogen ihres Nebenmannes auf der Seite gegen den Schwenkungspunkt, und widerstehen dem Druck welcher von der entgegengesetzten Seite kommt. Durch Vernachlässigung dieser Regel würde das Pivot aus seiner Stellung geworfen werden.
§. 2. Schwenkungen während des Marsches.
Schwenkungen während des Marsches zur Veränderung der Marschdirection werden ebenfalls auf das Commando Rechts (links) schwenkt---Marsch! ausgeführt. Richtung und Fühlung ist hierbei wie beim Abschwenken von der Stelle. Außerdem gelten für diese Schwenkung noch folgende Regeln:
Wenn der Zug welcher schwenken soll, den eigentlichen Drehpunkt erreicht hat, wird rechts oder links schwenkt --- Marsch!commandirt. Der herumgehende Flügel bewegt sich mit Beibehaltung der Marsch-Cadence auf dem Bogen den er zu durchschreiten hat; und die Rotten am entgegengesetzten Flügel bewegen sich in einem verkürzten Schritt so weit vor im neuen Alignement, daß der Drehpunkt gänzlich frei wird. Nach vollendeter Schwenkung erfolgt das Commando :Gerade aus! Worauf beide Flügel in der gehabten Cadence bleiben.
Viertes Kapitel.
Von der Chargirung.
§. 1. Feuer nach Commando.
Die Chargirung wird von einem in drei Gliedern stehenden Trupp auf folgende Art ausgeführt:
Erstes Commando: Bataillon soll chargiren, Geladen!
Ausführung.
Ganz so wie es im ersten Abschnitt, Kapitel 2., §. 3. festgesetzt ist.
Zweites Commando: Chargiert!
Ausführung.
Das zweite Glied rückt einen starken Schritt rechts über, das dritte Glied tritt einen Schritt gerade zurück und steht stille, während die andern Glieder chargiren.
Drittes Commanbo: Fertig! Wird wie im ersten
Viertes -- -- An! Abschnitt Kap.2.,§ 3.,
Fünftes -- -- Feuer! gesagt ist,
Sechstes -- -- Geladen! ausgeführt.
§. 2. Bataillen-Feuer.
Soll nicht auf Commando gefeuert, sondern das Bataillen-Feuer gemacht werden, so wird, nachdem zuvor im Ganzen auf das dazu gehörige Commando fertig gemacht worden ist, ein Zeichen mit der Trommel *) (bei der leichten Infanterie das Signal zum Chargiren) gegeben. Auf dieses Zeichen schlägt jeder Mann im ersten Gliede für sich an, zielt so gut als möglich, feuert ab, ladet ohne die mindeste Übereilung und macht wieder fertig. Sein Hintermann schlägt nun an, feuert und ladet ebenfalls. Das Feuer wird in dieser Art so lange fortgesetzt, bis durch ein abermaliges Zeichen mit der Trommel oder dem Horn das Einstellen desselben befohlen wird.
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*) Das Zeichen zum Anfangen des Feuers besteht in zwei Schlägen und einem kurzen Wirbel, zum Einstellen in einem langen Wirbel.
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§. 3. Einstellen des Feuers.
Es muß strenge darauf gehalten werden, daß kein Schuß mehr falle, sobald dieses letzte Signal gegeben ist. Jeder welcher abgefeuert hat, ladet sein Gewehr; alles macht fertig.
Wenn die Chargirung aufhören und geschultert werden soll, so wird commandirt Hahn in Ruh! Schulter!
Die Ausführung ist ganz nach der Festsetzung im ersten Abschnitt, Kapitel 2., §. 3.
Das zweite Glied rückt auf das Wort Schulter auf seinen Vordermann, das dritte Glied auf die bestimmte Distance vom zweiten.
§. 4. Chargirung rückwärts.
Wenn rückwärts chargirt werden soll, so gilt alles vom dritten Gliede was vorwärts vom ersten gesagt worden ist.
Dritter Abschnitt.
Aufstellung einer Compagnie ober eines Bataillons, Bewegungen mit denselben.
Erstes Kapitel.
Aufstellung einer Compagnie.
§. 1. In Gliedern.
Jede Compagnie wird in drei Gliedern aufgestellt, die Größesten bilden das erste Glied, die Gewandtesten und die besten Schützen werden für das dritte Glied ausgesucht, da die Bestimmung dieses Gliedes, wovon weiterhin die Rede seyn wird, diese Eigenschaft vorzugsweise erfordert.
Die Glieder in sich werden vom rechten zum linken Flügel nach der Größe rangirt. Der Zwischenraum von einem Gliede zum andern ist bereits im zweiten Abschnitt, Kap. 1., §. 2. bestimmt.
§.2. In Zügen und Sectionen.
Die in dieser Art aufgestellte Compagnie wird in zwei gleiche Abteilungen getheilt, welche man Züge*) nennt. Diese erhalten ihre Benennung nach dem Platz, welchen sie beim formirten Bataillon in demselben einnehmen, und behalten sie auch in den Fällen bei, wo die Compagnie allein ist.
Die Züge werden in Unterabtheilungen getheilt, welche man Sectionen nennt, sie dürfen nicht über sechs und nicht unter vier Rotten stark seyn **).
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*) Die Benennung Peloton findet in keinem Fall mehr statt.
**) Sectionen zu vier Rotten dürfen nur da Statt finden, wo keine andre Abtheilungsart möglich ist. Ein Zug z.B. von 16 Rotten wird nicht in 4 Sectionen a 4 Rotten, sondern in einer zu 6, und zwei zu 5 Rotten abgetheilt.
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§. 3. Eintheilung der Officiere und Unterofficiere.
Die Officiere und Unterofficiere sind bei der formirten Compagnie auf folgende Art eingetheilt. Der Capitain auf dem rechten Flügel des ersten Zuges, der Premier-Lieutenant auf dem rechten Flügel des zweiten Zuges, der älteste und jüngste Seconde -Lieutenant hinter dem ersten Zuge, der zweite Seconde-Lieutenant hinter dem zweiten Zuge.
Tritt der Capitain vor die Compagnie und commandirt selbige im Ganzen, so tritt der älteste Seconde-Lieutenant an seinen Platz, und übernimmt die Führung des ersten Zuges.
Wenn die Compagnie für sich abmarschirt, so führt sie der Capitain im Ganzen, der älteste Seconde-Lieutenant den ersten Zug, der Premier-Lieutenant den zweiten Zug, der zweite Seconde-Lieutenant schließt die Compagnie, der dritte Seconde-Lieutenant marschirt hinter dem ersten Zuge.
Hinter jedem zugführenden Offizier steht am dritten Gliede ein Unterofficier, der an die Stelle des Officiers tritt, wenn dieser seinen Platz verläßt. (Diese Unterofficiere werden Flügel-Unterofficiere genannt.)
Die übrigen Unferofficiere sind gleichmäßig hinter den beiden Zügen vertheilt, sie stehen zwei Schritte vom dritten Gliede ab, der Feldwebel auf dem rechten Flügel hinter der zweiten Rotte. Die Linie der Unterofficiere muß in sich gerichtet seyn. Die schließenden Officiere stehen zwei Schritte hinter dieser Linie.
Die Spielleute stehen auf dem rechten Flügel der Compagnie auf der Linie des ersten Gliedes, einen Schritt vom Capitain ab.
Beim Abmarsch der Compagnie behalten die schließenden Unterofficiere ihre Plätze, die Spielleute marschiren vor dem Capitain.
§. 4. Chargirung und Bewegungen mit der Compagnie.
Alle Chargirungsarten, der Frontmarsch, Flankenmarsch und Evolutionen macht eine Compagnie wenn sie allein exerzirt, nach den Festsetzungen welche in Rücksicht dieser Gegenstände bei dem ganzen Bataillon Statt finden.
Zweites Kapitel.
Aufstellung und Richtung eines Bataillons.
§. 1. Aufstellung.
Ein Bataillon besteht aus vier Compagnien, sie stehen neben einander nach der Nummer, welche sie im Regiment führen. Jede Compagnie behält ihren Platz im Bataillon ohne Rücksicht auf die jedesmalige Anciennetät ihres Chefs. Die Nummer der acht Züge, in welche das ganze Bataillon eingeteilt wird, ist vom rechten nach dem linken Flügel fortlaufend. Jeder Zug behält die Benennung nach der Nummer, die er hierdurch bekommt, unter allen Umständen bei.
Zwischen dem vierten und fünften Zuge treten die beiden Fahnen*) so ein, daß die eine im ersten, die andere im dritten Gliede zu stehen kommt; jeder Fahnenträger steht zwischen zwei Unterofficieren **), welche auch bei der Ausführung aller Evolutionen bei ihm bleiben.
Die Offiziere treten bei formirtem Bataillon ganz so ein, als es bei Aufstellung der Compagnie festgesetzt ist. Der zweite Seconde-Lieutrnant der linken Flügel-Compagnie steht auf dem linken Flügel, und schließt während des Marsches das Bataillon.
Die Spielleute stehen bei jeder Aufstellung des Bataillons hinter der Mitte desselben, zwei Schritte von der Officier-Linie ab, die Hautboisten rechts, die Tamboure links den Fahnen.
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*) Bei den Grenadier- und FüsiIier-Bataillonen treten in die Stelle der Fahnen, Unterofficiere ein, beim erstem mit Kurzgewehren.
**) Jede Compagnie giebt hierzu einen Unterofficier welcher im marschiren vorzüglich gut geübt seyn muß.
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§. 2. Richtung.
Wenn die Compagnien eines Bataillons bereits neben einander stehen, und die Richtung genau angegeben werden soll, in welche dieses einzurücken hat, so wird hierbei auf folgende Art verfahren.
Der Bataillons-Commandeur commandirt Points vor! Auf dieses Commando tritt der Fahnenträger so weit vor als es der Commandeur bestimmt. Der rechte und linke Flügel-Officier des Bataillons treten nach Verhältniß, wie die Fahne vorgenommen ist, ebenfalls vor. Der Commandeur des Bataillons richtet von der Fahne ab einen von diesen Officieren, je nachdem das Bataillon seinen Platz in der Linie hat, in das gegebene Alignement ein, der andere vorgetretene Officier richtet sich hiernach von selbst.
Es ist jedoch dem Commandeur erlaubt, nach einem der Flüge! zu reiten, um die Richtung des entgegengesetzten Flügel-Officier nachzusehen.
Wenn hierdurch im Allgemeinen die Richtungslinie bestimmt ist, treten auf das Commando Vorwärts! die zugführenden Officiere in dieselbe ein.
Durch die Fahnen und den festgestellten Flügel-Officier sind die Punkte vorhanden, welche den andern zur genauen Richtung in dem gegebenen Alignement dienen. Die Officiere welche oberhalb den Fahnen stehen, nehmen während sie sich richten die Augen links, aber gleich wieder rechts, sobald sie sich völlig gerichtet haben.
Auf das Commando Richt --- euch! rückt das Bataillon in die markirte Linie, und richtet sich im einzelnen nach den Festsetzungen des 2ten Abschn. Kap. 1. §. 3. Die Officiere treten auf das dazu bestimmte Commando ein. Der Commandeur des Bataillons bleibt bei den Fahnen, und richtet von dort aus das Bataillon.
Wenn die Officiere und Unterofficiere in den Grundsätzen der Richtung wohl erfahren sind, so giebt sich die Richtung der Einzelnen von selbst, und wenn auch ein Soldat in seiner Abtheilung etwas vor oder zurückstehen sollte, so wird die Hauptlinie im Ganzen nie dadurch verloren gehen. So wie der Officier und Unteroffcier in der Frontlinie den vorzüglichsten Bedacht für seine eigene richtige Aufstellung nehmen soll, bevor er sich mit seiner Abtheilung beschäftigt, eben so soll sich der Stabsofficier nie mit unbedeutenden und unnützen Richtungen im Einzeln der Front abgeben, sondern sein besonderes Augenmerk auf den Richtungspunkt haben, um ein etwa unrichtig gefaßtes Alignement so schnell als möglich zu verbessern.
Drittes Kapitel.
Große Parade.
§. 1. Auf der Stelle.
Die im vorigen §. erwähnte Art wie ein Bataillon formirt werden soll, findet für alle Fälle Statt, es mag zum Exerzieren, oder zur Parade angetreten seyn. Für letztern Fall gelten noch folgende Bestimmungen:
Sobald Seine Majestät sich dem Bataillon nähert, commandirt der Commandeur:
1) Achtung!
2) Präsentirt das Gewehr!
Der rechte Flügelmann läuft auf das erste Commando schnell so weit vor, daß ihn alle Leute sehen können, ohne die Köpfe zu verdrehen. Er stellt sich in gleicher Front des Bataillons. Alle Augen müssen nach diesem Mann gerichtet seyn, damit die Griffe alle in einem und demselben Augenblick erfolgen. Sollte der Flügelmann zufällig so stehen, daß ihn einige aus dem zweiten und dritten Gliede nicht sehen könnten, so müssen diese Leute sich dennoch nicht auf eine Seite biegen oder die Köpfe verdrehen, sondern auf ihre Vorderleute im ersten Gliede sehen und mit diesen zugleich ihre Griffe ausführen.
Das Präsentiren wird nach dem ersten Abschnitt, Kapitel 2. §. 2. b. vollführt. Nach dem letzten Tempo zum Präsentiren begiebt sich der Commandeur des Bataillons schnell nach dem Flügel, von wo Alllerhöchstdieselben kommen, um dort den Rapport zu machen, und seine Majestät auf der äußern Seite zu begleiten. Geschieht dieses vom linken Flügel, so werden die Augen so lange links genommen, bis Seine Majestät das Bataillon besehen hat.
Beim ersten Griff zum Präsentiren fangen die Fahnen, und beim zweiten die Officiere an zu salutiren*), und machen die übrigen Tempo's mit dem Bataillon zugleich. Die Officiere behalten den Degen so lange gesenkt, bis das Bataillon schultert.
Mit den Fahnen hingegen werden, nachdem solche gesenkt sind, die drei Griffe sogleich zurück gemacht. Die Hautboisten blasen, und die Tamboure schlagen Marsch während des Präsentirens **) und hören auf, wenn der Commandeur das Zeichen dazu giebt.
Nachdem Seine Majestät das Bataillon besehen hat, reitet der Commandeur vor die Mitte des Bataillons und läßt das Gewehr schultern.
Der schließende Stabsofficier hält während dieser Parade in der Intervalle auf dem rechten Flügel seines Bataillons; der Adjutant hinter ihm.
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*) Die Griffe zum Salutiren mit der Fahne sowohl, als die der Officiere mit dem Degen, sind im ersten Abschnitt Kap. 3. festgelegt.
**) Die Tamboure können dabei mit dem alten und neuen Grenadiermarsch abwechseln, und jeden einmal durchschlagen.
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§. 2. Vorbeimarsch.
Seine Majestät befiehlt, wenn abmarschirt werden soll.
Der Stabsoffcier avertirt hierzu durch das Commando Parademarsch! Die Spielleute laufen hierauf sämmtlich nach dem rechten Flügel. *)
Nachdem zuvor bestimmt worden, ob der erste Zug mitschwenken oder gerade aus gehen soll, wird von der Stelle durch das Commando Mit den Zügen rechts schwenkt --- Marsch! abgeschwenkt. Der Commandeur läßt das Bataillon durch das Commando Marsch! antreten, und begiebt sich schnell vor die Mitte des ersten Zuges hinter die Spielleute, welche auf das zum Abschwenken gegebene Commando Marsch sich vor den ersten Zug begeben haben. Der zweite Stabsofficier setzt sich hinter den Commandeur des Bataillons, der Adjutant links seitwärts von demselben einige Schritte zurück. Die Zugführenden Officiere marschiren zwei Schritte vor der Mitte ihres Zuges; die schließenden Officiere und Unterofficiere in der bei der Aufstellung bestimmten Entfernung hinter denselben.
Die Fahnen marschiren vor der Mitte des fünften Zuges, zwei Schritte von denselben ab; der Zugführenden Officier zwei Schritte vor den Fahnen. Die beiden jüngsten Officiere derjenigen Compagnie, die zunächst hinter den Fahnen folgt, marschiren neben diesen zu beiden Seiten. Der zweite Seconde-Lieutenant der linken Flügel-Compagnie schIießt das Bataillon.
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*) Durch das Commando Parademarsch! werden ein oder mehrere Bataillone in allen Fällen avertirt, daß en parade vorbeimarschirt werden soll. Erhielte z. B. ein «Bataillon während des Marsches diesen Befehl, so würde es sich die Ordnung zu verfügen haben, in der es gewöhnlich vorbeimarschirt.
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Die Unterofficiere welche bei aufmarschirten Bataillon neben den Fahnen standen, treten beim Abschwenken hinter den fünften Zug auf den rechten Flügel der schließenden Unterofficiere in ein Glied.
Der Commandeur des Regiments befindet sich bei dem Vorbeimarsch vor dem Commandeur des Bataillons, welches an der Tete marschirt.
Die höhern Befehlshaber marschiren an der Spitze ihrer resp. Abteilungen vor den Spielleuten des ersten Bataillons; ihre Adjutanten ihnen links seitwärts einige Schritte zurück.
Sobald das Bataillon angetreten, schlagen zuerst die Tamboure einmal den Grenadiermarsch durch, worauf die Hautboisten zu blasen anfangen. Sind letztere bei Seiner Majestät dem Könige vorbei, so bleiben sie linker Hand des Bataillons stehen und blasen fortwährend bis das Bataillon vorüber ist. Bei einem ganzen Regiment braucht das zweite und das FüsiIier-Bataillon desselben nicht besonders Marsch zu schlagen; die Hautboisten des ersten Bataillons warten sodann den letzten Zug des Regiments ab. Bei einem Bataillon das keine Hautboisten hat, schlagen die Tamboure Marsch, jedoch nicht anhaltend, sondern machen, nachdem sie den Grenadiermarsch durchgeschlagen, jedesmal eine Pause von einigen Schritten.
Marschiren mehrere Regimenter oder Bataillone hinter einander vorbei, so ist es durchaus nöthig, um den Marsch der vordem Bataillone nicht zu stören, daß die Musik des zweiten Regiments nicht eher anfängt, als bis der letzte Zug des ersten bei Seiner Majestät vorbei ist.
Beim Vorbeimarsch wird nicht salutirt, wenn es nicht besonders befohlen ist. Ist dies aber der Fall, so wird es so ausgeführt, als es im ersten Abschnitt Kapitel 3. festgesetzt worden.
Die Züge müssen beim Vorbeimarsch vollkommen gut gerichtet und im Bataillon muß ein gleicher Tritt sein. Die Flügel-Unterofficiere müssen diesen so wie die gehörige Distance der Züge unter einander erhalten.
Die Vorbeimarschirenden müssen den, vor welchem das Bataillon paradirt, dreist und frei ansehen; die hierzu nöthige Drehung mit dem Kopf muß ihnen sowohl hier, als auch bei Musterung des Bataillons auf der Stelle, verstattet werden.
Durch einen vollkommen militairisch schönen und ungezwungenen Anstand beim Parademarsch, wird die Sorgfalt bemerkbar werden, die man auf die Ausbildung des Einzelnen verwendet hat, indem es gerade dieser Theil der Dressur ist, welchem die Natur des rohen Menschen die meisten Schwierigkeiten entgegen setzt.
Viertes Kapitel.
Ausführung der Chargirung in einem Bataillon.
§. 1. Chargirung vorwärts.
Alle Vorschriften welche die spezielle Ausführung der Chargirung für jede Abtheilung bestimmen, sind wie die dazu gehörigen Commando's im ersten Abschnitt, Kapitel 2. §. 3., und im zweiten Abschnitt, Kapitel 4. gegeben.
Bei formirtem Bataillon ist noch folgendes zu beobachten.
Wenn auf das Commando Chargirt! das zweite Glied rechts auf die Lücke, und das dritte zurück tritt, treten die zugführenden Officiere in das dritte Glied, und die Flügel- Unterofficiere in die Reihe der schließenden. Auf das Commando Hahn in Ruh, --- Schulter! treten die erwähnten Officiere und Unterofficiere auf ihre Plätze zurück.
Der Commandeur des Bataillons begiebt sich, sobald das Bataillon chargiren soll, hinter die Front desselben und bleibt daselbst bis die Chargirung beendet ist.
Der zweite Stabs-Officier so wie alle schließende Officiere und Unterofficiere haben darauf zu sehen, daß die Leute ihre Griffe richtig und ohne alle Übereilung machen, richtig anschlagen und wohl zielen; indessen müssen alle Hülfen nur leise gegeben und nie durch ein geräuschvolles Zurechtweisen die Ruhe und Stille unterbrochen werden, welche bei einem wohlgeübten Bataillon, sowohl bei Ausführung der Chargirung als bei Evolutionen, fortwährend herrschen muß.
§. 2. Chargirung rückwärts.
Hat das Bataillon kehrt gemacht und soll die Chargirung rückwärts ausführen, so treten zuvor auf das Commando Unterofficiere durch! die schließenden Officiere, Unterofficiere und Spielleute durch die Intervalle der Züge zurück und formiren sich hinter dem ersten Gliede, wie vorhin hinter dem dritten. Die Zugführenden Officiere bleiben im ersten, die Flügel-Unterofficiere im dritten Gliede.
Fünftes Kapitel.
Bewegungen in Linie.
§. 1. Avanciren.
Wenn ein Bataillon in den Grundsätzen der Richtung wohl unterwiesen ist, und in Ausübung derselben einige Fertigkeit erlangt hat, so wird es mit Beihülfe folgender Beobachtungen leicht die weitesten Frontmärsche ohne Stockung, Gedränge und Öffnen ausführen.
Der Endzweck des Frontmarsches ist, durch das parallele Vorrücken der Frontlinie Terrain zu gewinnen, folglich ist er eine immerwährende Richtung nach dem sich senkrecht auf der verlassenen Grundlinie fortbewegenden Richtungspunkt. Bei dieser Bewegung kommt es hauptsächlich darauf an, daß das Vorrücken des Bataillons nach einer auf der ersten Frontlinie stehenden Perpendiculaire fortgesetzt werde, welche man die DirectionsIinie nennt. Damit aber mehrere neben einander marschirende Bataillone auf ihren DirectionsIinien in gleicher Höhe bleiben, ist die Richtung seitwärts nothwendig. Diese wird das Alignement genannt.
Alle Hülfen und Beobachtungen beim Frontmarsch bezwecken also die Versicherung der geraden Direction und die Erhaltung des Alignements oder der parallelen Richtung. Der Direktionspunkt ist jener, gegen welchen marschirt, der Richtungspunkt der, von welchem das Alignement abgenommen wird. Die Richtungspunkte für das Bataillon sind die Fahnen. Sie werden, von dem zweiten Stabs-Officier oder Adjutanten in die senkrechte Linie, welche von der Mitte des Bataillons nach dem Direktionspunkte läuft, genau eingerichtet, und erhalten sich während des Marsches auf demselben durch Auffassen von Zwischenpunkten.
Für ein in Front marschirendes Bataillon gelten alle bei der Richtung aufgestellten Grundsätze, es versteht sich demnach von selbst, daß Richtung und Fühlung nach den Fahnen seyn müssen.
Durch übertriebene Anwendung dieser Regel entsteht indeß das so sehr nachteilige Drängen nach den Fahnen, und das durch den Gegendruck veranlaßte Flottiren. Dieses wird vermieden werden, wenn die Leute alles dasjenige genau befolgen, was im zweiten Abschnitt, Kapitel 2. §. 1. gesagt worden ist.
Dem Antreten des Bataillons geht das Commando Bataillon vorwärts! voran, worauf die vordere Fahne und die sie begleitenden Unterofficiere acht Schritte auf der Directionslinie rasch und im gleichem Tritt vorgehen, und von dem Commandeur des Bataillons in eine mit diesem parallele Richtung gebracht werden. Die Fahne welche im dritten Gliede gestanden und deren zwei Unterofficiere treten in das erste Glied.
Auf das Commando Marsch! tritt das Bataillon in der Regel im ordinairen Schritt an, soll es im geschwinden geschehen, so wird solches zuvor commandiert.
Die über die Fahnen stehenden Compagnien werfen die Augen links, die Tamboure schlagen den Grenadiermarsch einmal durch, worauf die Hautboisten blasen; die Spielleute wechseln in dieser Art während Avancirens ab. Der Regiments-Tambour (bei den Füsiliren auch der Stabshornist) befindet sich bei dem Commandeur vor dem Bataillon, um die nöthigen Signale sogleich geben zu können.
Der Adjutant des Bataillons reitet während des Avancirens hinter der Mitte des Bataillons in der genommenen Directionslinie, um die Fahne und das point de vue stets im Auge zu behalten, und jene gleich darauf aufmerksam zu machen, wenn sie von der Directionslinie abweichen sollte.
Die Zugführenden Officiere werden dadurch, daß sie sich unter einander wohl aligniren, zur Richtung des Bataillons im Ganzen das meiste beitragen. Es steht ihnen frei zu diesem Behuf die Köpfe nach jeder Seite zu bewegen, und durch leise Avertissements zu bewirken, daß die Richtung im Innern der Züge nicht verloren gehe. Die schließenden Officiere müssen auf die Bewegungen in den Zügen aufmerksam seyn, sie können durch zeitige Hülfen oft sehr bedeutenden Fehlern vorbeugen. Die vormarschirenden Fahnen gehen in einem egalen und richtig cadencirten Schritte auf der Directionslinie fort; die Fahnen im Gliede folgen ihnen genau auf dieser Linie nach, und erhalten sich von jenen ununterbrochen in der bestimmten Entfernung von acht Schritten.
Aus dem ordinairen geht das Bataillon auf das Commando Im Geschwind-Schritt Marsch! in diese Marschart über. Die Tamboure schlagen den Geschwindmarsch. Auf das Commando Bataillon, Halt! steht alles stille; die vormarschirenden Fahnen treten ein, die Compagnien so die Augen links gehabt, werfen sie wieder rechts. Es muß kein Rücken um die Richtung zu verbessern Statt finden. Soll das Bataillon gerichtet werden, so geschieht solches auf die in diesem Abschnitt, Kapitel 2. §. 2. bestimmte Art.
§. 2. Retiriren.
Soll das Bataillon nachdem es Halt gemacht, retiriren, so commandirt der Commandeur desselben Ganze Bataillon --- kehrt!Nach erfolgter Wendung tritt die hintere Fahne sogleich acht Schritte auf der Directionslinie vor, die vordere nimmt den Platz im dritten Gliede ein. Alle Officiere, Unterofficiere und Spielleute behalten ihre Plätze. Auf das CommandoBataillon --- Marsch! wirft alles die Augen nach den Fahnen*).
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*) Der Regiments = Tambour markirt mit einigen Schlägen die Retraite.
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Das Retiriren wird übrigens ganz nach den Festsetzungen ausgeführt, die für das Avanciren gegeben sind. Wenn während des Retirirens wieder Front gemacht werden soll, commandirt der Commandeur des Bataillons Ganze Bataillon --- Front! Der Regiments-Tambour schlägt einen kurzen Wirbel und das Bataillon herstellt sich. Die Umstände ergeben, ob nun chargirt werden soll oder nicht. Sollte nach dem Frontmachen sogleich wieder avancirt werden, so treten auf das Commando Bataillon vorwärts! die Fahnen wieder vor. Soll das Bataillon gerichtet werden, so wird Points vor! u.s.w. commandirt.
§. 3. Marsch auf der Diagonale.
Beim Ziehen des Bataillons auf der Diagonale marschirt der schließende Officier des Flügelzuges wohin gezogen wird, 8 Schritte vor, um den Tritt für das Bataillon anzugeben. Die Zugführenden Officiere treten auf das Avertissement Bataillon --- halb rechts (links)! einen Schritt vor den rechten Flügelmann ihres Zuges, und machen auf das Commando Marsch! ebenfalls die Achtelwendung, und bleiben in dieser Richtung während des Ziehens. Von der Genauigkeit mit welcher der rechte oder linke Flügelmann die Wendung macht, und sich in der dadurch angenommenen Direction erhält, hängt das gute Ziehen vorzüglich ab. Die herausgetretenen Officiere, welche einen großen Theil der Front übersehen, müssen einzelne Leute auf die unrichtigen Wendungen aufmerksam machen, welche etwa Statt gefunden haben. Auf das Commando Gerade aus! treten die Officiere wieder ein, und die Augen fallen nach den Fahnen! Diese haben sich in der Entfernung von 8 Schritten parallel mit dem Bataillon fortbewegt, und geben nun wieder die Direction für dasselbe an.
§. 4. Rechts - und Links schließen.
Um bei Rechts und Links schließen eines Bataillon die Frontlinie unverrückt zu erhalten, treten auf das Commando Rechts (links) schließt euch! die Zugführenden Officiere dicht vor ihre rechten Flügelleute. Ist der Punkt wohin geschlossen wird, nicht durch eine nebenstehende Abtheilung bestimmt, so wird er durch den schließenden Officier des rechten ober linken Flügels markirt, welcher sich auf die verlängerte Frontlinie einrichtet. Wenn nach dem Commando Halt! die Richtung schnell revidirt ist, treten die Officiere auf das Commando Eingetreten! auf ihre Plätze.
§.5. Directions-Veränderung der Linie.
Bei Drehungen eines avancirenden Bataillons um einen seiner Flügel, welche auf das Commando Bataillon, rechts (links) schwenkt --- Marsch! ausgeführt wird, bleiben die Augen und die Fühlung nach den Fahnen. Diese drehen sich successive in die Direction, welche das Bataillon erhalten soll. Der Commandeur des Bataillons leitet ihre Bewegung. Der herumgehende Flügel tritt frei weg, der entgegengesetzte kurz. Die Zugführenden Officiere geben im Allgemeinen durch das richtige Aligniren ihrer Person die Richtung an. Auf das Commando Gerade aus! gehen die Fahnen in der durch die Drehung erhaltenen Direction gerade fort. Der zweite Stabsofficier oder der Adjutant giebt ihnen schnell den Directionspunkt; sie erhalten sich auf der geraden Linie, die zu diesem führt, durch aufgefaßte Zwischenpunkte.
§. 6. Bajonet -Attake.
Die Bajonet-Attake wird von einem in Front marschirenden Bataillon auf folgende Art ausgeführt.
Nachdem zuvor im Geschwind- Schritt angetreten worden, nehmen auf das Commando Zur Attake Gewehr rechts! alle 3 Glieder das Gewehr schnell an die rechte Seite. Das Bataillon fällt in eine schnellere Marsch-Cadence, die durch das Schlagen der Tambours markirt wird. Die Fahnen treten kurz, bis das Bataillon an sie heran ist, und nehmen ihren Platz in demselben ein. Der Commandeur des Bataillons reitet hinter die Front. In einer kurzen Entfernung vom Feinde, ungefähr auf 12 Schritte erfolgt das Commando Fällt das Gewehr! --- welches wie im 1sten Abschn. Kap. 2. §. 3. c. vorgeschrieben, ausgeführt wird.
Der Marsch mit gefälltem Gewehr muß entschlossen, und mit stark vorgelegtem Oberleibe geschehen, die Glieder müssen dicht aufgeschlossen seyn, damit die Bajonette des 2ten Gliedes durch die Lücken des ersten durchreichen. Auf das Commando Bataillon Halt! schlagen alle Tamboure einen kurzen Wirbel; das 3te Glied tritt einen Schritt zurück und schultert, das 2te Glied rückt über; die beiden vordem Glieder machen ohne ein weiteres Commando abzuwarten, das Bataillen-Feuer, das Feuer wird durch das dazu gehörige Signal eingestellt, und hierauf Hahn in Ruh! Schulter!commandirt.
§. 7. Abbrechen aus der Linie.
Wenn Terrain Gegenstände es nothwendig machen, daß ein Zug aus der Front abbricht, so commandirt der ihn führende Officier an denselben: N. N. Zug halt! und wenn die Unterofficier-Linie des Bataillons an ihm vorbei ist Halb rechts (links) Geschwind = Schritt! --- Marsch!. Der erste Zug zieht sich hinter den zweiten, der achte hinter den siebenten, die andern aber hinter den, welcher ihnen nach den Flügeln zu der nächste ist.
Das Aufmarschiren geschieht mit halb rechts (links) im geschwinden Schritt. Der Zugführende Officier commandirt diese Bewegung sobald es das Terrain erlaubt, ober bei den Übungen auf Befehl des Commandeurs. Wenn er sich gerade hinter der Lücke befindet, in welche der Zug rücken soll, so commandirt er Gerade aus! und steht er oberhalb den Fahnen Augen links! nachdem er eingerückt ist, läßt er seinen Zug die Cadence in welcher das Bataillon marschirt, annehmen.
§. 8. Vor- und rückwärts durchziehen.
Das Durchziehen eines Bataillons durch ein zweites Treffen, durch einen dichten Wald, oder durch sonst ein Terrain, welches den Frontmarsch verhindert, wird auf folgende Art ausgeführt.
Durch das Commando Vor- oder rückwärts durchgezogen! wird das Bataillon durch die Bewegung avertirt die es ausführen soll; es bleibt jedoch, wenn es im Avanciren oder Retiriren ist, im Marsch. Auf das Commando Rechts oder links um! machen die Züge diese Wendung. Die Teten derselben drehen sich sogleich aus der Linie heraus und marschiren in der Direction welche von den Fahnen angegeben wird. Die Zugführenden Officiere treten neben den Flügelmann des Gliedes, welches den Fahnen zunächst ist, und nehmen von diesen die Richtung und Distance. Die Fahnen selbst bleiben sowohl beim Vor- als Rückwärts-Durchziehen auf dem Posten, den sie beim Avanciren und Retiriren haben.
Das Durchziehen geschieht jedesmal im geschwinden Schritt; das Herstellen der Linie in allen Fällen durch das Auflaufen mit Rotten. Wenn vorwärts durchgezogen und wieder aufmarschirt werden soll, wird an die Züge über den Fahnen, welche während des Aufmarsches die Augen rechts genommen, Augen links! commandirt. Nach Herstellung der Linie, wenn man sich zuvor rückwärts durchgezogen hat, wird an diese Züge welche hier während des Aufmarsches die Augen links hatten, Augen rechts! commandirt.
§. 9. Front -Veränderungen.
Drehungen, bei welchen die Fahne des Bataillons die Achse macht, werden Achsschwenkungen genannt und auf folgende Art ausgeführt.
Der Stabsofficier avertirt durch das Wort Achsschwenkung! das Bataillon von der Bewegung die es ausführen soll, und bestimmt durch zwei Unterofficiere, von welchen er einen vor und den andern hinter der Fahne, eine Zuglänge von derselben entfernt anstellt, die neue Richtungslinie. Hierauf läßt er die beiden Compagnien des Flügels, welcher rückwärts schwenkt, kehrt machen, und commandirt sodann Bataillon, rechts und und links schwenkt! die Richtungs-Unterofficiere laufen hier auf vor, und richten sich im neuen Alignement das Gesicht nach der Fahne, nach den schon angestellten Punkten. Auf das Commando Marsch! rücken sämmtliche Züge im Geschwind-Schritt gegen die bezeichnete Linie; die vorwärtsschwenkenden machen an derselben, auf das Commando ihrer Officiere, Halt. Die Züge welche kehrt gemacht haben, gehen bis hinter die Richtungspunkte, und machen dort Front. Während der Drehung sind die Augen nach den Fahnen; nachdem sie ausgeführt ist, commandirt der Stabsofficier an die Compagnien welche die Augen links hatten, Augen --- rechts! Die Unterofficiere treten auf dies Commando ein.
Für die meisten Fälle wird es passend seyn, diese Bewegung im Trabe ausführen zu lassen. Die Züge welche an den Fahnen stehen, schwenken indessen auch in diesem Fall im Geschwind-Schritt herum, damit das Traben der Flügel nicht in ein Laufen ausarte.
Sollen mehrere Bataillone diese Art von Front-Veränderung machen, so schwenkt nur eins um die Achse, die andern marschiren mit Abtheilungen ab und in dem von jenem bezeichnetem Alignement wieder auf.
Alle andere Arten die Front zu verändern (z.B. die ganz entgegengesetzte Front mit Beibehaltung der Zugordnung anzunehmen u. dgl. werden durch den Abmarsch mit Abteilungen und den Wiederaufmarsch im neuen Alignement ausgeführt. Die Bataillone welche bei dieser Bewegung eine bedeutende Strecke zurückzulegen haben, werden sich zum Marsch in Colonnen nach der Mitte formirt, setzen.
Sechstes Kapitel.
Formation und Gebrauch der Colonnen.
§. 1. Arten der Formation.
Colonnen werden formirt:
a) aus dem Abmarsch einer Front mit rechts- oder Iinks um aus einer ihrer Flanken;
b) durch Brechung der Front in Abtheilungen, Züge und Sectionen.
Die Umstände müssen in allen Fällen bestimmen, auf welche Art die Colonne gebildet und in Marsch gesetzt werden soll.
§. 2. Colonne durch die halbe Wendung.
Nur da, wo man sich auf eine kurze Strecke aus der Flanke bewegen will; oder wo die Natur des Terrains dem Marsch mit Abtheilungen Schwierigkeiten in den Weg legt, muß man sich durch die halbe Wendung in Colonne setzen, indem der Raum, welchen der Mann zum Marschiren bedarf, bedeutend, größer ist, als jener, welchen er in Front einnimmt, und deshalb jede in Reihen marschirende Abtheilung sich auf eine Art verlängern muß, die sowohl der Ordnung im Marsch, als auch der schnellen Wiederherstellung der Front nachtheilig ist.
§.3. Durch Brechung der Front in Abtheilungen.
Durch Brechung der Front in Abtheilungen kann die Colonne auf folgende Art formirt werden:
a) durch rechts und links Abschwenken mit Zügen und Sectionen, es sei diese Marschdirection vor -, seit - oder rückwärts bestimmt. Bei dieser Formationsart haben die Abtheilungen, aus welchen die Colonne besteht, zwischen sich so viel Raum, als eine derselben in der Front einnimmt, und können also durch eine abermalige Rechts- oder Linksschwenkung die Linie wieder herstellen. Man bezeichnet eine solche Colonne durch die Benennung Colonne mit Distance. Die zu ihrer Formation gehörigen Commando's sind im zweiten Abschnitt, Kapitel 3 bestimmt;
b) durch das Hintereinanderschieben der Züge, da man einen Zug bestimmt, welcher die Tete der Colonne machen soll, und die andere sich mit rechts- oder linksum dahinter setzen läßt. Bei dieser Art Colonne beträgt der Zwischenraum zwischen zwei Zügen einen Schrift, von den schließenden Unterofficieren des vorstehenden Zuges an gerechnet, welche an ihr drittes Glied dicht herangetreten sind. Man nennt dies eine geschlossene Colonne.
Die zur Formation derselben gehörigen Commando's sind folgende:
Der Bataillons-Commandeur commandirt, wenn sich die Colonne hinter dem ersten Zuge bilden soll, Rechts, soll es hinter dem achten Zuge geschehen, Links, in Colonne! Schnell hinter diesem Avertissement, Bataillon, Rechts (Links) um!_und nach gemachter Wendung: Marsch! Die Züge hinter welchen sich die Colonne bilden soll, bleiben stehen, die andern treten im Geschwind-Schritte an, die Teten derselben müssen frei wegschreiten, die Leute soviel als möglich dicht aufbleiben. Auf ängstliches Tritthalten darf bei dieser und ähnlichen Bewegungen nicht gesehen werden.
Die Fahnen bleiben sowohl bei der Colonne mit Distance, als auch bei der geschlossenen Marsch-Colonne hinter dem rechen Flügel des 5ten Zuges, in einer Linie mit den schließenden Unterofficieren gerichtet.
Die zugführenden Officiere commandiren, wenn ihr Flügelmann beim Rechtsabmarsch hinter den rechten, beim Linksabmarsch hinter den linken Flügelmann des vor ihnen stehenden Zuges angekommen ist, Halt! und wenn die Leute ihre gehörige Distance genommen (welches schnell geschehen muß) Front! treten an ihren rechten Flügelmann, und richten sich genau unter einander Nacken in Nacken.
Die §. §. 2. 3. bezeichneten Colonnen enthalten die Art, Truppen nach allen Richtungen auf die Punkte zu bringen, wo ihre Entwickelung nöthig ist.
Anmerkung. Es können Fälle eintreten, wo man, um eine geschlossene Colonne zu bilden, einen Zug zur Queue bestimmen, und die andern sich davor setzen lassen muß; ein andermal wird der stehende Zug die Mitte der Colonne seyn, und die andern werden sich davor und dahinter setzen. Dies sind indes nur Modificationen der gegebenen Festsetzungen; man wird selten in die Nothwendigkeit kommen, sich ihrer zu bedienen. Die in § 3. festgesetzte Art die geschlossene Colonne zu bilden, ist die einfachste und natürlichste. Ueberhaupt müssen alle zusammengesetzten und gekünstelten Bewegungen, die man nie vor dem Feinde anwenden wird, selbst von den Übungsplätzen verbannt seyn. Sie erweitern ohne Noth und Nutzen das Gebiet der Elementar-Taktik, führen zu falschen Ansichten, und fesseln die Aufmerksamkeit an Gegenstände, deren sofortige Bearbeitung zur Erreichung militärischer Zwecke nutzlos ist.
§. 4. Formation der Angriffs-Colonne.
Bei Formation der Angriffs-Colonne bildet der 4te und 5te Zug die Tete; die Züge vom rechten Flügel setzen sich mit links um, die vom linken mit rechts um dahinter. Das hierzu gehörige Commando ist: Nach der Mitte in Colonne! Rechts und links um --- Marsch!
Die zugführenden Officiere der drei Züge über den Fahnen, verhalten sich ganz so wie bei Formation einer geschlossenen Marschkolonne, hinter dem linken Flügelzuge; die unter den Fahnen bleiben aber am linken Flügelmann des vor ihnen stehenden Zuges stehen, lassen ihren Zug an sich vorbei gehen, und treten, wenn er Front gemacht hat, auf den linken Flügel desselben, um sowohl wenn die Colonne sich wieder entwickeln, als, wenn aus ihr das Quarree formirt werden soll an ihrem Platze zu seyn.
Die Züge sind eben so wie in der geschlossenen Marsch-Colonne aufgeschlossen.
Die Spielleute treten zwischen dem zweiten und dritten, und sechsten und siebenten Zug ein. Die Fahnen bleiben auf ihrer Stelle, eben so wie die schließenden Officiere und Unterofficiere, mit Ausnahme des schließenden Officiers vom fünften Zuge, welcher auf den linken Flügel desselben tritt.
Man bedient sich dieser Colonne aIs Schlachtordnung zum Angriff, zu Rückzügen, welche von einer überlegenen Kavallerie bedroht werden u. s. w. Sie vereinigt in sich Selbstständigkeit, Kraft und Bewegbarkeit.
Die Natur des Bodens, auf welchem man sich aus einer Colonne entwickeln will, und andre Umstände, können es öfter nöthig machen, eine Colonne mit Distance in eine geschlossene durch Aufrücken der Züge zu verwandeln. Hierzu dient das CommandoAufgeschlossen --- Marsch! Die Züge einer geschlossenen Colonne nehmen jedesmal eine größere Distance als sie nach der Formation hatten, wenn die Colonne sich weit bewegen muß, und schließen wieder auf, wenn sie fechten oder sich entwickeln soll. Eben so eine Colonne in Zügen in die Angriffs-Colonne zu verwandeln. Auf das Commando Nach der Mitte in Colonne --- Marsch! machen die 3 ersten Züge der Colonne rechtsum, gehen dem rechten Flügel des stehen gebliebenen 4ten Zuges vorbei, lassen hinter demselben in gleicher Höhe mit ihm, ihre rechten Flügelleute nochmals rechtsum machen, und zugweise hintereinander die Rotten links auflaufen. Die Officiere so diese Züge commandiren, führen dabei ihren rechten Flügel und nehmen den Umkreis nicht größer als nöthig ist; der 5te Zug setzt sich mit halblinks neben den 4ten, der 6te, 7te und 8te Zug folgen dem 5ten und rücken auf.
Diese Formation ist auf der Stelle und im Marsch bei der geöffneten und bei der geschlossenen Colonne anzuwenden.
Avancirende Bataillone brechen sich auf dieselbe Art in Colonnen, wie es auf der Stelle geschieht.
Siebentes Kapitel.
Bewegungen mit der Colonne.
§. 1. In Reihen.
Alle Regeln die eine Colonne während des Marsches zu beobachten hat, welche durch die halbe Wendung formirt ist, sind im zweiten Abschn. Kap. 2, §. 3. angegeben worden.
§.2. In Zügen mit Distance.
Eine Colonne welche durch Abschwenkung der Abteilungen gebildet ist, hat während des Marsches folgendes zu beobachten:
Die Entfernung in welcher die verschiedenen Abtheilungen einander folgen, ist durch das Abschwenken von der Stelle bestimmt. Diese Distance wird durch die auf den Flügeln der Abtheilungen marschirenden Officiere oder Unterofficiere, so wie durch die gleichförmige Bewegung aller Theile der Colonne, erhalten.
Der Flügel-Unterofficier der ersten Abtheilung giebt die Direction der Colonne an, indem er genau auf den gegebenen Directionspunkt zumarschirt. Alle ihm folgende Flügel-Unterofficiere müssen einander decken. Die Richtung und Fühlung in den Abtheilungen sind in der Regel nach dem rechten Flügel; in Fällen wo sie nach dem linken seyn sollen, wird zuvor Augen --- links!commandirt. Wenn mit Zügen abgeschwenkt ist, marschiren die zugführenden Officiere vor der Mitte, und die Flügel-Unterofficiere auf dem rechten Flügel ihrer Züge.
Soll aus einer Colonne mit Distance, welche durch den Rechtsabmarsch mit Zügen formirt ist, die Front durch Linkseinschwenken hergestellt werden, so wird zuvor Augen --- links! und hierauf Officiere auf den linken Flügel commandirt *). Diese, erhalten dann sowohl die Distance, als das Alignement. Der Officier des ersten Zuges giebt die Direction für die Colonne im Allgemeinen an.
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*) Da es Fälle giebt, wo man die Augen links nehmen Iäßt, ohne daß die Officiere auf den linken Flügel treten, so muß es immer besonders commandirt werden wenn es geschehen soll. Selbst bei dem Alignementsmarsch ist dies nicht unerläßlich nöthig, da bei einem wohl dressirten Bataillon die linken Flügelleute geschickt genug sein müssen, um Richtung und Distance erhalten zu können.
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Beim Linksabmarsch mit Zügen treten, wenn es zur genauen Bezeichnung der Grundlinie nöthig ist, auf das Commando Officiere auf den rechten Flügel! die zugführenden Officiere neben ihre rechte Flügelleute; die Flügel-Unterofficiere treten hinter das dritte Glied.
Die Fahnen marschiren, wenn ein Bataillon durch Abschwenken mit Zügen sich in Colonne formirt hat, jedesmal hinter dem rechten Flügel des fünften Zuges in einem Gliede in der Linie der Unterofficiere.
Die Spielleute marschiren mit rechts oder links um seitwärts dem Zuge, hinter welchem sie vor dem Abmarsch 'gestanden haben**).
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**) Dieses gilt jedoch nur für den Fall, wo Evolutionen ausgeführt werden; auf Märschen befinden sie sich an der Tete des Bataillons.
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§. 3. In Sectionen mit Distance.
Bei einer Colonne, welche durch den Rechtsabmarsch mit Sectionen formirt ist, marschiren die zugführenden Officiere an dem rechten Flügelmann ihrer ersten Section; der Flügel-Unterofficier hinter der rechten Flügelrotte derselben. Hat man die Augen links nehmen lassen, und hierauf Officiere auf den linken Flügel! commandirt, so treten diese auf den linken Flügel ihrer ersten Section.
Beim Linksabmarsch mit Sectionen sind die Officiere ebenfalls auf dem rechten Flügel ihrer ersten Section, die Flügel-Unterofficiere hinter derselben.
Die Fahnen bei Märschen mit Sectionen bilden eine Section für sich.
Die Spielleute marschiren mit rechts oder links um.
§. 4. Directions-Veränderung mit geöffneter Colonne.
Alle bei der Schwenkung einer Colonne mit Distance anwendbaren Regeln sind im zweiten Abschnitt, Kapitel 3, festgesetzt worden. Sämmtliche Abtheilungen der Colonne vollziehen die Schwenkung auf derselben Stelle wo sie die erste ausgeführt hat. Der Officier oder Unterofficier welcher die Direction der Colonne bezeichnet, muß nach gemachter Schwenkung sich in der neuen Direction gerade fortbewegen, die ihm folgenden müssen sich mit ihm und dem Directionspunkt genau aligniren.
§. 5. Marsch mit der geschlossenen Colonne.
Bei einer geschlossenen Colonne werden im Allgemeinen Richtung, Fühlung und die Marschdirection nach denselben Regeln beobachtet, die für die Colonne mit Distance vorgeschrieben worden sind.
§. 6. Directions-Veränderung mit dieser Colonne.
Die Schwenkung mit einer geschlossenen Colonne auf der Stelle, oder während des Marsches geschieht auf das CommandoColonne, rechts (links) schwenkt --- Marsch! Die Abtheilung an der Tete vollzieht diese Bewegung nach denen über die Schwenkung gegebenen Regeln. Alle ihr folgende müssen während der Drehung sowohl seitwärts als vorwärts durch den Marsch mit halb rechts oder links Terrain gewinnen, ohne daß es besonders commandirt wird. Hierdurch entsteht eine Bewegung, die aus einer Schwenkung und Ziehung zusammengesetzt ist, und bei welcher die Queue nach Maaßgabe der Tiefe mehr Raum zu durchschreiten hat, als die Tete. Durch das Commando Gerade aus! wird diese Bewegung geendigt. Die zugführenden Officiere der ersten Abteilung der Colonne gehen in der durch die Drehung erhaltenen Marschdirection gerade fort; die übrigen zugführenden Officiere, so wie die Leute in den Gliedern richten sich successive auf ihre Vordermänner.
§. 7. Marsch auf der Diagonale mit beiden Arten der Colonne.
Sowohl Colonnen mit Distance, als geschlossene Colonnen, wenn sie während des Marsches zugleich vor- und seitwärts Terrain gewinnen sollen, marschiren mit halb rechts ober halb links.
§. 8. Abbrechen, und Aufmarsch der Abtheilungen in der geöffneten Colonne.
Colonnen welche eine Abtheilung, die aus mehreren Sectionen besteht, zur Tete haben, brechen, wenn Terrain-Gegenstände es notwendig machen, mit schmälerer Front zu marschiren, in Sectionen ab. Hierbei gehen beim Rechtsabmarsch die Sectionen vom rechten Flügel der Züge, beim Linksabmarsch die vom linken Flügel gerade aus, ohne ihre Marsch-Cadence zu ändern. Die folgenden ziehen sich mit halb rechts oder links dahinter.
In der Regel wird das Commando Brecht ab! durch die zugführenden Officiere commandirt, und alle Züge eines Bataillons brechen auf der Stelle ab, wo dies von dem Zuge an der Tete geschehen ist. Sollen alle Züge sich auf einmal in Sectionen setzen, so cominandirt der Stabs-Officier In Sectionen, brecht ab! Wenn die Züge wieder aufmarschiren sollen, so commandirt jeder Officier an seinen Zug Marschirt auf! Sollen alle Züge zu gleicher Zeit aufmarschiren, so commandirt der Bataillons-Commandeur In Zügen rechts oder links marschirt auf! Der Aufmarsch geschieht durch halb rechts oder halb links. Alle aufmarschirende Sektionen nehmen Richtung und Fühlung von derjenigen, welche an der Tete ihres Zuges marschirt; war es die vom linken Flügel, so wird nach geschehenem Aufmarsch Augen --- rechts! commandirt. Sind die Züge zu gleicher Zeit aufmarschirt, so commandirt dies der Stabs-Officier, im andern Falle aber commandiren es die zugführenden Officiere.
Geschlossene Marsch-Colonnen brechen auf dieselbe Art ab, wie die geöffneten.
§. 9 Fortsetzung.
Wenn die Abtheilungen einer Colonne sich in Reihen setzen sollen, ohne daß die Marschdirection der Colonne verändert wird, so wird hierzu commandirt In Reihen gesetzt! und gleich darauf Rechts oder Links um! Die Flügelrotte jeder Abtheilung geht gerade aus, alle andern machen die befohlene Wendung und hängen sich an dieselbe an.
§. 10. Contremarsch.
Um eine Colonne, welche durch den Rechtsabmarsch mit Abtheilungen formirt ist, in eine links abmarschirte zu verwandeln, bedient man sich des Contremarsches.
Auf das Avertissement Contremarsch! treten die zugführenden Officiere einen Schritt vor ihren linken Flügelmann, mit dem Gesicht nach dem Zuge *). Hierauf commandirt der Stabs-Officier Bataillon, rechts um --- Marsch!
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*) Bei ungleichen Zügen richtet sich die Linie der Officiere nach dem stärksten Zuge.
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Die Flügel-Unterofficiere nehmen auf der Stelle die rechte Schulter vor, und marschiren im Geschwindschritt auf ihren Officier zu. Wenn sie gegen ihn kommen, treten sie zurück, der Flügelmann geht an den Officier heran, der Stabsofficier commandirt Halt Front! welches von allen Zügen zugleich ausgeführt wird.
Sollten die zugführenden Officiere nicht auf dem Flügel bleiben, so commandirt der Stabsofficier Officiere vor die Mitte! Die Bewegung beim Contremarsch geschieht jedesmal um das erste Glied, die Colonne mag rechts oder links abmarschirt sein.
Ein Bataillon muß den Contremarsch zwar ausführen können, aber sowohl bei den Übungen als bei dem Gebrauch der Truppen im Felde, muß es gleich viel sein, ob das erste oder dritte Glied vom ist, und ob der rechte oder linke Flügel die Tete einer Colonne hat. Überhaupt muß sich ein Bataillon nie um die erste Ordnung der Züge bekümmern, außer bei Paraden.
§. 11. Bewegungen mit der Angriffs-Colonne.
Die Marschdirection einer Angriffs-Colonne wird durch die zwischen dem vierten und fünften Zuge marschirenden Fahnen angegeben. Richtung und Fühlung sind nach denselben, und es gilt in Beziehung auf sie alles, was beim Marsch in Front gesagt ist. Bei Schwenkungen mit dieser Colonne ist das derselbe Fall. Die hintern Abtheilungen verhalten sich nach den Regeln, welche §. 6. für die geschlossene Marsch-Colonne gegeben sind.
§. 12. Abbrechen und Aufmarsch mit der Angriffs-Colonne.
Wo Terrain-Gegenstände den Marsch dieser Colonne in Divisions.-Breite nicht gestatten, bricht die Colonne auf folgende Art ab:
Die Fahnen und Unterofficiere, welche zwischen den Zügen an der Tete gestanden haben, gehen gerade aus. Die Colonne macht rechts und links um; die Züge an der Tete passiren in einer schnellem Cadence das Defilee, marschiren in der Entfernung einer Zuglänge von demselben mit Rotten schnell auf, und fallen sodann wieder in die erste Marschart. Die andern Züge folgen in derselben Art successive nach, und schließen gleich wieder auf.
Soll eine solche Colonne, wenn sie aus der Flanke abmarschirt ist, ein Defilee passiren, so treten die äußern Züge so lange kurz; bis die innern, die in schnellere Cadence fallen, vorbei sind, und hängen sich, alsdann an dieselben an. Ist das Defilee passirt, so marschiren sie so schnell als möglich wieder auf.
§ 13. Angriff mit der Colonne.
Wenn eine nach der Mitte formirte Colonne zum Angriffe vorrückt, so marschirt sie jedesmal im Geschwind-Schritt. Auf das Commando Gewehr zur Attake rechts! welches von Unterofficieren und Gemeinen ausgeführt wird, fällt die Colonne in eine schnellere Marsch-Cadence, deren Takt durch die Trommel markirt wird, in einer kurzen Entfernung vom Feinde, fällt das erste und zweite Glied das Gewehr, wie bei dem Angriff eines entwickelten Bataillons. Nach ausgeführter Attake mit dem Bajonet, kann die Colonne entweder geschlossen stehen bleiben, in welchem Fall die Züge an der Tete das gewöhnliche Bataillen-Feuer machen, oder sie marschirt auf die Art auf, die im folgenden Kapitel näher bestimmt werden wird.
Achtes Kapitel.
Entwicklung der Colonne.
§. 1. Aufmärsche.
Alle Aufmärsche sind Entwicklungen einer Colonne in einer Frontal-Stellung. Die Art wie jene formirt ist, bestimmt die Bewegung, durch welche man in diese gelangt.
§. 2. Aufmarsch aus der Colonne in Reihen.
Aus einer durch die halbe Wendung formirten Colonne kann die Front durch eine abermalige halbe Wendung, oder durch Auflaufen der Rotten gebildet werden. Die für beide Arten gehörigen Regeln sind im zweiten Abschn. Kap. 2. §. 5. festgesetzt worden.
§. 3. Aufmarsch einer geöffneten Colonne durch Einschwenken.
Bei Colonnen welche durch Abschwenken der Abtheilungen formirt sind, haben diese zwischen sich so viel Distance, als eine derselben in Front einnimmt. Eine solche Colonne kann sich durch ein abermaliges Schwenken der Abteilungen nach einer der beiden Seiten, oder durch Herausziehen derselben in die Richtungslinie der Tete, entwickeln. Für die erste Art gelten folgende Regeln:
Wenn die Colonne sich dem Allignement nähert, in welchem sie aufmarschiren soll, so treten zur genauen Bezeichnung desselben auf das Commando Officiere auf den rechten oder linken Flügel! die zugführenden Officiere auf die bezeichneten Plätze, und nehmen genau die nöthige Distance für ihre Abtheilung. Ist die Colonne rechts abmarschirt, und soll links einschwenken, so geht beim Avertissement an die Officiere, das Commando Augen --- links! voran. Der zugführende Officier an der Tete der Colonne erhält sich durch aufgenommene Zwischenpunkte in der Directionslinie; alle andern folgen ihm genau auf derselben nach. Der Tritt muß hierbei egal und ruhig seyn, und eine etwa verlorne Distance nicht durch ein plötzliches Stutzen oder beschleunigen der Marsch-Cadence gewonnen werden. Die zugführenden Officiere sorgen überall blos für Erhaltung des richtigen Alignements und der gehhörigen Distance zwischen den Zügen, ohne sich um die einzelnen Leute derselben zu bekümmern. Die schließenden Officiere können die in den Zügen etwa vorfallenden Unregelmäßigkeiten in Rücksicht der Richtung und Fühlung durch leise Avertissements abhelfen.
Auf das Commando Halt! stehen sämmtliche Abteilungen still; der Stabs-Officier revidirt schnell die Richtung der Officiere, diese nehmen die neben, ihnen stehenden Flügelleute dicht an sich heran, damit durch diese die Grundlinie eben so genau, als wie durch die Officiere selbst markirt wird. Der Stabs-Officier läßt hierauf durch die hierzu festgesetzten Commando's einschwenken. Wenn die Flügelleute des herumgehenden Flügels an die des stehenden heran sind, commandirt der Stabs-Officier Halt! Die Officiere treten ein und verbessern, ohne jedoch ihre Stelle zu verlassen oder Geräusch zu erregen, die Richtung der Züge am Einzelnen.
Ist links abmarschirt und es wird rechts eingeschwenkt, so sehen die Leute nach vollbrachter Schwenkung rechts.
Die Zugführenden Officiere gehen, wenn sie sich beim Haltmachen der Colonne auf dem linken Flügel ihrer Abtheilung befunden haben, auf das Commando Schwenkt --- Marsch! nach dem rechten Flügel derselben und treten ein. Befanden sich die Officiere, wenn die Colonne links abmarschirt war, auf dem rechten Flügel ihrer Abtheilung, so bleiben sie beim Rechtseinschwenken gleich neben dem Flügelmann, welcher das Pivot macht.
Es ist in Rücksicht der Regeln, nach welchem eine Colonne sich durch Einschwenken in eine Linie bildet, ganz dasselbe, ob die Abtheilung aus welchen sie besteht, Züge oder Sectionen sind.
Die Richtung der Linie war durch die Officiere und stehenden Flügelleute im Allgemeinen bestimmt; es können also höchstens noch in dem Innern der Züge kleine Abweichungen von der RichtungsIinie stattfinden. Der Stabs-Officier muß sich mit diesen nicht beschäftigen, sondern nur, nachdem die Abtheilung eingeschwenkt, von der Mitte ab die Richtung im Ganzen nachsehen.
§. 4. Aufmarsch einer geöffneten Colonne durch successives Einschwenken der Abtheilungen in das Alignement der Tete.
Bei der Entwickelungsart einer Colonne mit Distance, wo die erste Abtheilung in das Alignement gerichtet wird, die andern dahinter weggehen und successive einschwenken, wird die Richtung, wie bei der Entwickelungsart nach §. 5. durch Unterofficiere markirt. Diese treten jedoch nicht zugleich, sondern nach und nach auf diese Linie.
Der Stabs-Officier commandirt, nachdem er die Abtheilung an der Tete in die Richtung gebracht, in welcher das Bataillon aufmarschiren soll, Zugweise (Sectionsweise) rechts (links) eingeschwenkt! Die Zugführenden Officiere commandiren das successive Einschwenken.
§. 5. Aufmarsch aus einer geöffneten Colonne durch das Herausziehen der Abtheilungen.
Durch das schräge Herausziehen der Züge, und Formiren derselben neben der Tete der Colonne, wird der Aufmarsch auf folgende Art ausgeführt:
Der Stabs-Officier commandirt Rechts (links) marschirt auf! Auf dieses Avertissement läuft von jedem Zuge ein schließender Unterofficier, welcher schon dazu bestimmt, und in dem was er hierbei zu thun hat, wohl unterrichtet seyn muß, gegen die Seite des Alignements, wohin aufmarschirt werden soll, vor. Der Unterofficier des Zuges, welcher an der Tete steht, tritt beim Linksaufmarsch mit rechts um an den linken Flügel seines Zuges, der Flügel-Unterofficier desselben macht auf der Stelle links um. Die übrigen zur Bezeichnung des Alignements bestimmten Unterofficiere richten sich in rechtsum mit denen an der Tete genau ein, und nehmen von einander so viel Distance als die Länge eines Zuges beträgt.
Wenn links abmarschirt war und rechts aufmarschirt werden soll, so tritt ein schließender Unterofficier mit rechtsum auf den linken Flügel des achten Zuges; der FlügeI-Unterofficier desselben macht auf der Stelle links um, alle übrige stehen mit links um auf der Richtungslinie. Die Richtung der Unterofficiere wird durch den Officier corrigirt, welcher den Zug an der Tefe führt. SchnelI hinter dem Avertissement Rechts oder links marschirt auf! commandirt der Stabs-Officier Halb rechts (Iinks) --- Marsch! Die Züge rücken in der hierdurch erhaltenen schrägen Richtung gegen das Alignement vor. Die Zugführenden Officiere commandiren, wenn ihr Zug genau hinter der Seile ist, die er im Bataillon einnehmen soll Gerade aus! (beim Rechtsaufmarsch Augen --- links!) rücken dicht an die bezeichnete Linie heran, und commandiren Halt!Beim Rechtsaufmarsch tritt der Zugführende Officier, ehe er dies commandirt, an die rechte Flügelrotte des ihm links stehenden Zuges, corrigirt, indem er seinen Zug entlang geht, die Richtung desselben, und tritt ein.
Wenn der Aufmarsch geschehen ist, commandirt der Stabs-Officier Unterofficiere zurück! Waren beim Aufmarsch die Augen links, so geschieht dies auf das Commando Augen --- rechts! es versteht sich von selbst, daß bei dieser Art des Aufmarsches die Unterofficiere nicht vorlaufen, wenn die Tete während derselben im Marsch bleibt. Die aufmarschirenden Züge treten in diesem Falle auf das Commando Halb rechts (links) --- Marsch! in einer schnellem Cadence an, als die ist, in welcher die Tete marschirt *).
Hätte eine Colonne kehrt gemacht, um sich in ein Alignement zu entwickeln, welches hinter ihr liegt, so geschieht der Aufmarsch ganz nach den oben angegebenen Regeln. Die Zugführenden Officiere lassen ihre Züge durch die markirte Frontlinie so weit durchgehen, daß ihr erstes Glied hinter die ausgestellten Unterofficiere kommt, commandiren dann Front! ist der Richtungszug links, Augen --- links! und treten ein.
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*) bei allen Auf-, oder Abmärschen schlagen die Tamboure in der Regel nicht. Soll der Takt einer beschleunigten Marsch-Cadence gegeben werden, so geschieht dies von dem BataiIIons-Tambour nur mit einigen Schlagen.
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§. 6, Aufmarsch aus einer geschlossenen Colonne,
Die engen Zwischenräume der Abtheilungen welche bei einer geschlossenen Colonne Statt finden, erlauben es nicht, daß diese sich beim Aufmarsch auf der Diagonale herausziehen. Sie müssen sich bei Entwickelung der Colonne auf Linien bewegen, die mit dem gegebenen Alignement, in welches die Tete eingerichtet worden, parallel laufen.
Für diese Entwickelungsweise gelten folgende Regeln:
Der Stabs-Officier commandirt, nachdem er die Tete der Colonne genau gerichtet hat, und die folgenden Abteilungen sich senkrecht auf dieselbe formirt haben; Rechts (links) deployirt! Die zur Bezeichnung der RichtungsIinie bestimmten Unterofficiere treten auf dieses Avertissement, so wie §. 5. festgesetzt worden, in das Alignement. Der Stabs-Officier commandirt schnell hinter dem Avertissement zum Aufmarsch Bataillon --- rechts (links) um!
Beim Linksaufmarsch treten auf dies Commando die Zugführenden Officiere an die linken Flügelleute ihrer Züge. Auf das Commando Marsch! treten die Züge, welche die Wendung gemacht haben, im geschwinden Schritt an. Sobald der Zug, welcher der Tete zunächst gestanden, eine Zuglänge zurück gelegt hat, commandirt der Officier desselben, welcher seinen Platz nicht verlassen hat, Rechts oder (links) um! beim Rechtsaufmarsch Augen --- links! und wenn er hart an die markirte Linie herangerückt ist, Halt! und tritt ein.
Die übrigen Zugführenden Officiere bleiben beim Rechtsaufmarsch in der Höhe des rechten, beim Linksaufmarsch des linken Flügelmanns ihres Vorderzuges stehen, lassen ihren Zug bei sich vorbeigehen, und commandiren hiernächst Rechts oder (links) um! Beim Rechtsaufmarsch, Augen --- Links! und rücken ebenfalls an die markirte Linie heran. Beim Rechtsaufmarsch geht der Zugführende Officier, sobalb er Halt! commandirt hat, von dem linken nach dem rechten Flügel seines Zuges, corrigirt hierbei schnell die Richtung der einzelnen Leute, und tritt ein.
Alle fernere Beobachtungen bei dieser Art von Aufmarsch bleiben dieselben, die §. 5. schon festgesetzt worden sind.
Bei diesen wie bei allen andern Arten von Aufmärschen muß Ordnung und Schnelligkeit verbunden seyn. Die Teten der Züge, welche sich mit rechts oder links um herausziehen, müssen frei wegschreiten. Man muß sich durch die Besorgniß, die Leute möchten auseinander kommen, nicht verleiten lassen, den Tritt der Teten zu verhalten.
Der Zugführende Officier muß die Distance welche sein Zug in Front einnimmt, wohl im Kopfe haben, und diese nicht nach der Länge beurtheilen, welche er im Marsch hat. Die einzelnen Leute müssen geübt seyn, sobald sie die Wendung nach dem Alignement zu gemacht haben, Arm an Arm in gehen, ohne sich zu drängen und zu stoßen.
Wenn eine Colonne welche rechts abmarschirt ist, durch Terrain-Gegenstände gezwungen ist, sich nach rechts zu entwickeln, so geschieht das auf dieselbe Art, als sollte eine links abmarschirte rechts aufmarschiren. Die daraus hervorgehende Ordnung der Züge in der Linie muß hierbei nie in Betracht kommen. Derselbe Fall findet Statt, wenn eine links abmarschirte Colonne sich links entwickeln soll.
§. 7. Fortsetzung.
Wollte man bei einer rechts abmarschirten Colonne beim Rechtsaufmarsch die ursprüngliche Ordnung der Züge durchaus beibehalten, so müßte die Entwickelung auf folgende Art geschehen. Der Zug welcher an der Queue der Colonne steht, bleibt stehen, während die andern rechtsum machen. Sobald seine Front frei ist, rückt er vor und in das bezeichnete Alignement ein. Die andern Züge folgen in derselben Art nach.
Eine Colonne welche links abmarsichirt ist, und mit Beibehaltung der Zugordnung sich links deployiren soll, beobachtet dasselbe.
Im allem übrigen geschieht die Ausführung dieses Aufmarsches nach denselben Regeln, welche für die Entwickelung einer geschlossenen Colonne überhaupt gegeben sind.
§. 8. Aufmarsch der Angriffs-Colonne.
Eine Colonne welche nach der Mitte formirt ist, entwickelt sich auf die hier beschriebene Art, indem die drei Züge oberhalb der Fahnen sich rechts, und die unter den Fahnen sich links herauziehen. Der Stabs-Officier commandirt Rechts und links deployirt!Rechts und links um --- Marsch! Der Fahnenträger welcher rechtsum macht, und die Richtungs-Unterofficiere der stehen gebliebenen Züge, welche beide nach jenem Front machen, geben die Richtung für die übrigen Unterofficiere an, die sich ebenfalls mit dem Gesicht nach der Fahne auf der Frontlinie aufstellen.
Nach geschehenem Aufmarsch commandirt der Stabs-Officier an die beiden Compagnien oberhalb der Fahne Augen --- rechts!worauf die Unterofficiere eintreten.
Wenn eine nach der Mitte formierte Colonne zum Angriffe vorgerückt war, die Tete derselben chargirt, und die andern Züge zur Verlängerung der Feuer-Linie schnell aufmarschiren sollen, so treten die Unterofficiere nicht vor. Jeder Zug macht, sobald er heraus ist, das Bataillen-Feuer ohne ein Commando abzuwarten; der Aufmarsch selbst geschieht in diesem Fall jedesmal im Trabe.
Neuntes Kapitel.
Vom Quarree.
§. 1. Formation des Quarree.
Eine nach der Mitte formirte Colonne, welche sich auf der Stelle vertheidigen will, formirt sich hierzu auf folgende Art:
Der Stabs-Officier commandirt Formirt das Quarree! Auf dieses Commando rücken die Glieder in den Zügen so dicht auf, daß die Leute, welche nach der Flanke Front machen, zwanglos Arm an Arm stehen. Die Zwischenräume der Züge bleiben so groß, daß die Unterofficiere bequem darin stehen können. Zwischen dem zweiten und dritten, und sechsten und siebenten Zuge sind sie doppelt so groß, weil zwischen diesen die Fahnen und Spielleute eintreten. Der erste, zweite, siebente und achte Zug machen kehrt. Die 4 Flügelrotten des zweiten und dritten Zuges machen rechts, die 4 linken Flügelrotten des sechsten und siebenten Zuges links um. Die 4 rechten oder linken Flügelrotten der Züge, welche die Tete oder Queue bilden (die eigentlichen Ecken des Quarree machen nach der Flanke Front, wenn diese attakirt wird.
Die Fahnenträger und Spielleute treten zwischen die mittlern Züge. Der Stabs-Officier und Adjutant sind in der Mitte des Quarree. Die Officiere, Feldwebel und Unterofficiere treten auf die Plätze, welche für sie in der diesem Reglement anliegenden Abbildung einer Quarree bezeichnet sind.
Sobald die zur Formation des Quarree gehörigen Wendungen gemacht sind, commandirt der Stabs-Officier Fertig! Auf dieses Commando fällt das erste Glied das Gewehr, das zweite und dritte rücken einen Schritt rechts über, so daß das dritte Glied Vordermann auf das zweite behält, zu gleicher Zeit machen diese beiden Glieder fertig.
§. 2. Chargirung im Quarree.
Die angegriffene Seite eines Quarree chargirt jedesmal ohne Commando auf nachstehende Art: Die Leute des zweiten Glieds schlagen an und feuern, schließen Hahn und Pfanne, und geben ihr Gewehr mit der rechten Hand schnell rechts herum an ihre Hinterleute im dritten Gliede; von diesen empfangen sie ein geladenes Gewehr mit der linken Hand zurück. Mit diesem Gewehr schlägt der Mann im zweiten Gliede wieder an, feuert ab, ladet das fremde Gewehr selbst, feuert es abermals ab, schließt Hahn und Pfanne, vertauscht es wieder mit dem Gewehr, welches indeß sein Hintermann geladen, hat, feuert es ab, ladet selbst, und fährt in dieser Art fort, so daß er einmal selbst ladet, und einmal das Gewehr von seinem Hintermann laden läßt, damit zwei Schuß so schnell als möglich auf einander folgen.
Soll das Feuer enden, so geschieht es durch dieselben Signale wie beim Bataillen-Feuer.
§. 3. Bewegungen mit dem Quarree.
Soll sich das Quarree in Marsch setzen, so bestimmt der Commandeur nach welcher Flanke marschirt werden soll, durch das Avertissement Nach der Tete, der rechten, der linken Flanke, der Queue, abmarschirt.
Die Zugführenen Officiere commandiren hierauf die zu dem bezeichneten Abmarsch nöthigen Wendungen, und der Stabsofficier Quarree --- Marsch!
Die Glieder müssen während des Marsches so viel als möglich dicht aufbleiben, damit das auf Commando Quarree Halt! auf welches nach allen Seiten Front gemacht wird, die Leute gehörig Arm an Arm stehen. Schnell nach dem letzten Commando wird Fertig! commandirt u. s. w.
So lange man sich mit formirten Quarree bewegt, findet auf das Commando Halt! das Front machen nach allen Seiten jedesmal statt. Man wird jedoch nur in den Fällen im Quarree marschiren, wo ein naher Feind fortwährend mit einem Angriff droht, und also ein Versetzen in den schlagfertigen Zustand bei jedem Haltmachen, augenblicklich nothwendig ist. In allen andern Fällen wird vor dem Abmarsch durch das Commando Formirt die Colonne! die Angriffs-Colonne hergestellt.
Zehntes Kapitel.
Vom Ralliren.
Es werden häufig Fälle eintreten, wo ein oder mehrere Bataillone aus der festgesetzten Stellung in Glied und Rotten, sich mit Unordnung zerstreuen. Dieses kann nach einer gemachten, selbst geglückten, Bajonet-Attake, auf schnellen Märschen u. dgl. der Fall seyn. Ueberhaupt wird es schwer seyn, bei allen Vorfällen des Krieges die festgesetzte Ordnung fortwährend ganz zu erhalten. Die Fertigkeit der einzelnen Leute, sich in selbige nach jeder Zerstreuung schnell wieder zu finden, ist also der wichtigste Theil von dem, wohin ihn seine Ausbildung führen sollte. Man muß Gelegenheit nehmen, diese Fertigkeit der Leute häufig zu prüfen, und sie sowohl auf Märschen als Bivouacs, oder nachdem man auf den Uebungsplätzen das Bataillon sich ganz hat zerstreuen lassen, durch das Zeichen mit der Trommel (die Vergatterung, bei der leichten Infanterie das Signal zum Sammeln) in Reih und Glied rufen.
Der Stabs-Officier bestimmt, ehe er das Zeichen zum Ralliren geben läßt, durch die Fahne und einige Mann, welche neben dieselbe gestellt werden, die Richtungslinie, in der sich das Bataillon formiren soll.
Auf das Zeichen selbst eilen die Leute im Trabe hinter diese Linie, formiren da schnell ihre Züge, welche von den Offizieren auf ihren Platz im Bataillon geführt werden.
Alles Lärmen, Schreien und Rufen mit Namen, ist hierbei strenge, untersagt.
Vierter Abschnitt.
Bestimmung des dritten Gliedes.
Erstes Kapitel.
Gebrauch des dritten Gliedes im Allgemeinen.
§. 1. Einleitung.
Die Infanterie muß im offenen und im durchschnittenen Terrain, gegen zerstreute und geschlossene Truppen fechten können. Ein jeder abgesonderter Haufe, Bataillon, Compagnie u. s. w. hat daher seine Abtheilung zum geschlossenen und zerstreuten Gefechte; zu dem erstern das erste und zweite, zu dem letztem das dritte Glied.
Die Abtheilung zu dem geschlossenen Gefechte muß auf die Haltung der Reihen und Glieder, den Schluß, das Feuer in Masse, und auf den Angriff mit dem Bajonet ihren größten Werth setzen; die Abtheilung zum zerstreuten Gefechte sucht dagegen ihre Vorzüge in der Geschicklichkeit im einzelnen Schießen, Benutzung des Terrains und der Vorteile, welche die Stellungen und Bewegungen des Feindes darbieten. Bei dieser Hauptbestimmung beider Abtheilungen wird aber dennoch erfordert, daß die eine die Bestimmung der andern übernehmen könne, daß die beiden vordem Glieder des Bataillons im Nothfall zerstreut, und die Abtheilungen des dritten Gliedes geschlossen fechten können.
Das Gefecht der Infanterie ist eine wechselseitige Unterstützung der zerstreuten und geschlossenen Fechter. Wenn das dritte Glied zerstreut ficht, so wird es, wenn es dem Feinde nicht mehr Widerstand leisten kann, sich auf das Bataillon zurückziehen, oder von ihm unterstützt.
Außer dem hier erwähnten Gebrauch, kann das dritte Glied, da es mit den beiden andern nie zugleich chargirt, als eine besondere disponible Abtheilung zu vielfachen Zwecken verwendet werden; es bietet dem, der es zweckmäßig zu gebrauchen weiß, den Vortheil einer Reserve dar, welche fortwährend bei der Hand ist. Man kann sich desselben zu Avant-, Arriere-Garden und Seiten-PatrouilIen, zu Reserven und Soutien-Posten, zu Besetzung von Defileen, die man im Rücken läßt u. dergl., bedienen.
§. 2. Formirung der Züge aus dem dritten Gliede.
Zu diesen verschiedenen Absichten ist es erforderlich, das dritte Glied in Abtheilungen zu formiren, wodurch es zu jedem Gebrauch beweglich, und den Befehlen bestimmter Officiere und Unterofficiere untergeordnet wird.
Aus dem dritten Gliede einer jeden Compagnie wird auf das Commando des Bataillons-Commandeurs, Züge aus dem dritten Gliede formirt! ein Zug zwei Mann hoch dadurch gebildet, daß die dritten Glieder der geraden Züge sich mit rechtsum hinter die der ungeraden Züge setzen. Jeder aus dem dritten Gliede formirter Zug wird durch einen Officier und drei Unterofficiere befehligt, und hat einen Hornisten bei sich. Die vier Züge des Bataillons befehligt ein Capitain, welcher die Uebungen derselben leitet.
§. 3. Ihre Aufstellung.
Der Zweck, zu welchem man die Züge aus dem dritten Gliede formirt hat, bestimmt ihre fernere Bewegung und Aufstellung; eine allgemein passende tactische Form läßt sich hierüber nicht geben, in den meisten Fällen würden sie für ihre fernere Verwendung, hinter den Flügelzügen des Bataillons passend aufgestellt seyn. --- Der Commandeur des Bataillons disponirt über sie nach Gutdünken. Jede Vorschrift würde hier dem Geiste zuwider seyn, mit dem der Stabsofficier vorzüglich handeln soll. --- Werden mehrere Züge des dritten Gliedes zugleich detaschirt, so befehligt sie der Capitain. --- Wird eine Compagnie des Bataillons detaschirt, so folgt derselben ihr drittes Glied.
§. 4. Zerstreutes Gefecht.
Das zerstreute Gefecht ist es vorzüglich, wobei Züge aus dem dritten Gliede verwendet werden sollen, obgleich diese Festsetzung keinesweges die Nothwentigkeit aufhebt, daß jeder Infanterist sich einzeln zu schlagen wisse. Man muß sich dieser Fechtart bedienen:
1) wo die Natur des Bodens den Bewegungen geschlossener Trupps Schwierigkeiten in den Weg legen würde;
2) um geschlossene Linien, oder Colonnen, in beträchtlicher Entfernung gegen das Feuer einzelner feindlichen Schützen zu sichern;
3) um ein besser gezieltes Feuer zu erhalten, als es in der geschlossenen Linie möglich ist, wo ein Mann den andern drängt, und der Pulverdampf am Zielen hindert, während der einzeln stehende Schütze die Vortheile des Bodens benutzt, und sein Feuer mit Ruhe und Sicherheit anbringt;
4) um einen anderweitigen Angriff zu maskiren, und dem Feinde einen Schwarm zerstreut fechtender Truppen entgegen zu werfen, die ihn verhindern, unsere Bewegungen gewahr zu werden.
Aus der Verwendung des dritten Gliedes zum zerstreuten Gefecht erwächst der Vortheil, daß das Bataillon nicht leicht in ein Gefecht verwickelt wird, wo es seine Patronen auf große Distancen ohne Noth verschießen würde, daß es gewissermaßen disponibel bleibt, um im entscheidenden Augenblick mit dem Bajonet, in vollkommenster Ordnung, den durch das gezielte Feuer der Schützen bereits erschütterten Feind angreifen zu können.
Einige hier aufgestellte Fälle werden über die Anwendung nähern Aufschluß geben.
1) Wenn die Infanterie im durchschnittenen Terrain postirt ist, so steht vor den geschlossenen Bataillonen das dritte Glied und ein Theil des Geschützes. Beide bilden nun die Feuerlinie, bis geschlossene Angriffe von einem oder dem andern Theil erfolgen.
2) Steht die Infanterie auf einem Berge, oder hat sie in einiger Entfernung einen Bach, oder Hecken, Defileen, Häuser u. dgl. vor sich; So ist das dritte Glied vorwärts so gestellt, daß es auf eine vorteilhafte Art den Feind aufhalten kann, ohne unsere geschlossene Bataillone ins Feuer zu verwickeln.
Die Hohlwege, Vertiefungen und Rundungen, welche am Abhange der Berge sind, die Gebüsche, Dämme u. dgl. an den Ufern der Bäche, und endlich die vorausgesetzten Hecken, Defileen, Häuser etc. geben dazu fast überall Gelegenheit.
§. 5. Wenn man den Feind aufsucht, oder angreifen will.
Marschirt man Im durchschnittenen Terrain, im abwechselnden, oder im hohen Getreide, kurz in solchem, wo man unerwartet auf den Feind treffen kann, so marschirt die Division des dritten Gliedes vor der Front des Bataillons auf einige hundert Schritte in Zügen, und hat einen kleinen Theil einzelner Schützen vor sich. Die Division des dritten Gliedes vertreibt hier die feindlichen Plänker, Tirailleure, Patrouillen, Wachen etc., ohne daß das geschlossene Bataillon aufgehalten wird.
§. 6. Wenn man die feindliche Linie eine gewisse Zeit beschäftigen will.
Steht ein Bataillon, oder eine Brigade, oder Linie, im feindlichen Geschützfeuer einer feindlichen Linie gegenüber, ohne daß beide sich einander nähern, wie dies so oft bei einem Theil der Armee in allen Schlachten der Fall ist, so rückt das dritte Glied mit oder ohne Kanonen vor, und bildet das erste Treffen oder gewissermaßen die Feuerlinie; das Bataillon oder die Brigade bleibt in Vertiefungen stehen oder legt sich auf die Erde, und erwartet so den Augenblick, wo ein entscheidender Angriff den Ausschlag geben kann. Das dritte Glied ficht hier, wenn der Feind nicht zu stark aufdringt, nur mit einem Theil zerstreut, mit 1/3 bis höchstens 2/3 des Ganzen. Löset sich das ganze dritte Glied auf, so hat es in sich kein Soutien, und wird sich bald verfeuern.
§. 7. Wenn der Feind weicht, oder wir uns zurückziehen.
Weicht der Feind, so verfolgt ihn das dritte Glied schnell; in diesem Augenblick muß man etwas wagen. Man muß aber immer von jedem Bataillon einen kleinen Theil des dritten Gliedes geschlossen bei einander halten, damit ein Punkt ist, bei dem man die zerstreuten Fechter, wenn es nothwendig wird, wieder sammeln kann. Man kann den zerstreut Fechtenden nicht genug einprägen, sich von diesem Trupp nie zu weit zu entfernen, nie den Feind ohne Soutien wild zu verfolgen. Dieses war nur allzu oft von den zerstreut Fechtenden bei den Deutschen in dem letzten Kriege, zumal im durchschnittenen Terrain, der Fall. Dadurch verliefen sie sich und das Bataillon wurde seiner Schützen beraubt.
Ziehen wir uns zurück, so muß das dritte Glied den schwächern Feind zurückhalten, damit das Bataillon nicht durch Rückwärts-Frontmachen aufgehalten wird. Die Züge welche neben einander sind, können, wenn der Feind nahe ist, wechselweise zurückgehen, oder feuern. Verfolgt Kavallerie in Escadronen, so müssen die Schützen immer wenigstens dem Bataillon viermal näher seyn, als die feindliche Kavallerie. Verfolgen Trupps und einzelne Plänker, so bleibt ein Theil der Division des dritten Gliedes bei einander, und der übrige ficht zerstreut. Dann hängt die Entfernung von dem Bataillon von Umständen ab. Bei Rückzügen ist es eine allgemeine Regel: unaufhörlich einen Theil zum Empfange des Feindes, welcher den Theil der zuletzt im Feuer ist, verfolgt, zu postiren, und dies so oft zu wiederholen. als dazu Gelegenheit ist.
§. 8. Wenn man Festungs- und Verschanzungswerke angreift und vertheidigt.
Bei Belagerungen sind die Schützen des dritten Gliedes sowohl in, als vor den Festungen, bestimmt, beständig auf die Batterien, in die Schießscharten zu schießen. --- In der Festung besetzen sie die Vorposten, machen die kleinen Ausfälle u. s. w. --- Beim Angriff der Festung liegen sie während der
Nacht zur Deckung der Arbeiter, vor denselben. --- Bei Verschanzungen haben sie die vorliegenden Wachen, die Besetzung der vorliegenden kleinen Posten u. s. w.
Soll ein Festungswerk, eine Verschanzung angegriffen und erstiegen werden, so wird es zerstreut von den dritten Gliedern einer ganzen Brigade umgeben. Diese nähern sich laufend, im abwechselnden Feuer, indem sie sich in Furchen, Vertiefungen etc., werfen, bis das Werk, sowohl das Geschütz als die Infanterie, an zu feuern fängt; nun feuern die Schützen liegend beständig auf die Artillerie, um die Kanoniere zu tödten. Wenn die dritten Glieder so in 1 bis 2 Stunden ihre 60 Schüsse verschossen haben, so werden sie von andern abgelöset, und das Feuer wird wiederholt. Erfolgt nun der Sturm, so wird er wahrscheinlich glücken, weil in den meisten Fällen der Feind sich verschossen hat und ihn nicht mehr erwartet,
Zweites Kapitel.
Ausbildung desEinzelnen und des Trupps für die Bestimmung des dritten Gliedes.
§. 1. Auswahl der Leute für das dritte Glied.
Aus der Bestimmung des dritten Gliedes, vorzugsweise zum zerstreuten Gefecht gebraucht zu werden, ergiebt sich die Nothwendigkeit, für dasselbe solche Leute zu wählen, welche durch körperliche und geistige Eigenschaften dazu völlig geeignet sind. Der Schütze ist sich in den meisten Fällen selbst überlassen, keine mechanische Form leitet seine Bewegung. Eine vorzügliche Geschicklichkeit im Gebrauch seiner Waffe, körperliche Gewandheit, Beurtheilungsvermögen, List, Kühnheit am rechten Ort, und Selbstvertrauen müssen ihm eigen sein. Er muß es verstehn, seinem Gegner alle Vortheile abzugewinnen, er muß keinen Schuß umsonst verlieren, und durch Unbehülflichkeit keine Blöße geben.
§.2. Ausbildung des einzelnen Schützen.
Natürliche Anlagen werden dem Schützen der sie besitzt, immer eine Ueberlegenheit über jenen geben, dem nur eine sorgfältige Bildung einen Grad von Brauchbarkeit geben konnte. Doch ist diese Ausbildung überall unerläßlich. Eine deutliche Auseinandersetzung der Bestimmungen, welche der Schütz als solcher hat, muß ihr vorangehen.
Dem Soldaten welcher aus Reihe und Glied dazu genommen wird, muß eingeprägt werden, dass er, so lange er als Schütze ficht oder sich bewegt, allen in der geschlossenen Ordnung vorgeschriebenen Zwang, methodische Stellung, Gleichheit der Griffe, Haltung des Gewehrs, abgemessene Bewegung, sorgfältige Richtung, ablegen müsse; daß es ihm erlaubt sey, sein Gewehr willkührlich wie es ihm am bequemsten, zum Angriff oder zur Vertheidigung ist, zu tragen, daß er jede Bewegung frei und leicht, in allen Fällen mit Überlegung und richtiger Beurtheilung der Umstände unter denen er sich schlägt, vollziehen müsse. Der eigentliche Unterricht zerfällt in drei Abtheilungen:
1) Kenntniß und Gebrauch des Feuergewehrs.
2) Gewandheit des Körpers, richtiges Benutzen der Local-Vortheile, zu eigenem Schutz.
3) Vertheidigung gegen einzelne Reiter im offenen Terrain.
Die Kenntniß des Feuergewehrs, seine Structur, die Art wie die Theile desselben auf einander wirken etc. ist, so wie Fertigkeit im Gebrauch desselben, jedem Infanteristen unentbehrlich. Sie muß der Gegenstand des ersten Unterrichts seyn, welchen der Recrut der Infanterie erhält. Im vorzüglich hohen Grade muß sie der Schütze besitzen, dessen ganze Brauchbarkeit auf die Fertigkeit beruhet, die er sich im Gebrauch seiner Hauptwaffe erworben hat. Durch Zerlegen und Zusammensetzen des Gewehrs, unter Aufsicht des Büchsenschmieds, oder der Unterofficire, welche den Zweck eines jeden einzelnen Theils, vorzüglich den Mechanismus der Federn im Schlosse, genau auseinandersetzen, wird der Soldat am zweckmäßigsten in der Kenntniß des Feuergewehrs unterwiesen.
Von Terrain-Gegenständen soll der Schütze im Allgemeinen den Vortheil ziehen, daß sie
1) seine Person gegen den Schuß seines Gegners decken, ihm aber erlauben, sich jenem unentdeckt auf die beste Schußweite zu nähern;
2) daß sie ihm Gelegenheit geben, sein Gewehr auf- oder anzulegen, um richtiger zu schießen.
Zum schnellen Auffinden und Benutzen dieser Terrainvortheile, welche vorzüglich in Bäumen, Gräben, Hecken, Zäune, Häuser, Mauern bestehen, wird man den Schützen dadurch am leichtesten gewöhnen, wenn man ihm einen oder mehrere gegenüberstellt, und ihm zeigt, wie er nach dem Terrain, und den Bewegungen seiner Gegner, seine Partie zunehmen hat. Der Officier welcher ihn unterrichtet, muß ihn auf jeden Vortheil den er nicht benutzt, auf jede Blöße die er gegeben, aufmerksam machen. Auf ganz ebenem freien Boden ist seine Stelle willkührlich; beim Laden kann er sich niederlegen, oder sich vor- oder seitwärts bewegen, um seinem Gegner zu keinem ruhigen Zielpunkt zu dienen.
Bei der Unterweisung, wie der einzelne Schütze sich gegen einen Kavalleristen zu vertheidigen habe, muß man jenem wohl einprägen, daß der einzelne Reiter, selbst im freien und ebenen Terrain, keine Überlegenheit über den Infanteristen habe, wenn das Terrain aber coupirt ist, offenbar im größten Nachtheil stehe. Um dem Schützen dies recht begreiflich zu machen, muß man ihm die thierischen Eigenschaften des Pferdes, seine angeborne Scheu gegen fremde und seltene Gegenstände, und sein Gedächtnißvermögen für einmal überstandene Gefahr darstellen; man muß ihm begreiflich machen, daß diese natürliche Furcht durch das Knallen des Feuergewehrs noch unendlich vermehrt werde u. s. w. Man muß ihm den Vortheil anschaulich machen, den es für ihn hat, wenn er die linke Seite des Reiters abgewinnt, dieser möge mit dem Pistol oder sein Säbel in der Hand heranreiten, Hierzu bedarf es öfters nur ein oder zwei Schritte und der Reiter kann den Infanteristen entweder gar nicht, oder nur unsicher und nicht mit wirkender Kraft erreichen, während letzterer Gelegenheit findet, sein Bajonet in die Seite des Pferdes zu stoßen.
Der Infanterist muß beim Gefecht gegen einzelne Reiter, bei keiner Gelegenheit, das Bajonet gegen die Brust des auf ihn rennenden Pferdes halten, weil dieses, vermöge seines Körperbaues, bei Gefahr des Bajonets nicht wahrnehmen kann, zwar an die Spitze heranrennen, zugleich aber seinen Gegner niederwerfen und aus dem Gefecht bringen wird. Wenn aber der Infanterist auf den einzelnen Reiter selbst zuläuft, dem Pferde einen Schlag auf die Nase giebt, oder die linke Seife des Reiters gewinnt und dem Pferde sein Bajonet in den Leib rennt, so wird dasselbe entweder scheu und flüchtig, oder der Reiter ist verloren. Überhaupt muß der Infanterist mehr das Pferd als den Reiter mit dem Bajonet zu beschädigen suchen, seinen Schuß aber nur für den Nothfall und den Augenblick sparen, wo seine Wirkung zuverläßig ist. In diesem vorrätigen Schuß, und der Fertigkeit ihn gut anzubringen, muß der einzelne Infanterist immer dasjenige suchen, was ihm gegen den Kavalleristen eine Überlegenheit giebt.
§. 3. Auflösung eines Trupps in eine Schützenlinie.
Es lassen sich weder über die Anzahl Rotten, die von einem geschlossenen Trupp sich in eine Schützenlinie auflösen sollen, noch über die Art, wir dies ausgeführt wird, und die Aufstellung der Linie, Regeln geben, die für alle Fälle passen. Es hängt dies von dem Terrain, der Stärke und Stellung des Feindes, so wie von den Absichten ab, die man mit dem Angriff oder der Verteidigung bezwecket. Oefters wird ein geschlossener Trupp nach und nach zum zerstreuten Gefecht verwendet, bisweilen wird er sich mit einmal auflösen. Überall gilt der Grundsatz, nicht mehr Leute zum zerstreuten Gefecht aufzulösen, als eben nach dem Terrain und der Stärke des Feindes nöthig ist. Auf ebenem Boden, wo keine Terrain-Gegenstände dem Schützen den Platz anweisen, wo er sich postiren soll, kann die Regel gelten, daß die Mitte des Zuges, welcher sich zerstreuen soll, stehen bleibt, oder gerade aus gehet, während die übrigen Rotten sich rechts und links auseinander ziehen. . Die Entfernung, in welcher ein Schütze vom andern in der Feuerlinie stehen soll, ergiebt sich ebenfalls aus dem Terrain und der Länge der Linie, welche die vorgegangenen Schützen decken sollen.
Die beiden Leute, welche in der geschlossenen Ordnung eine Kette gebildet haben, bleiben bei einander. Es ist gleichgültig, ob sie neben oder hinter einander stehen, nur müßen sie sich nie ganz aus den Augen verlieren. Diese Regel ist vorzüglich zu beobachten, weil dadurch das schnelle Ralliren erleichtert wird. Der Officier welcher den Zug führet, bleibt in der Mitte desselben, der Hornist ist bei ihm. Die bei dem Zuge befindlichen Unterofficiere theilen sich bei den Sectionen ein, in welche der Zug eingeteilt ist; sie müssen jedoch nicht maschinenmäßig bei einer Rotte bleiben, sondern in beständiger Thätigkeit seyn, und sich dahin begeben, wo ihre Gegenwart erforderlich ist; sie müssen ihre Leute auf die vorteilhaftesten Standpunkte aufmerksam machen, selbst aber auf die Bewegungen des Feindes, auf seine wahrscheinlichen Absichten und auf die Signale, welche der Befehlshaber geben läßt, sehr aufmerksam seyn.
§. 4. Richtung.
Bei Aufstellung einer Schützenlinie auf einem freien und größtentheils ebenen Terrain, können die einzelnen Schützen angewiesen werden, sich ungefähr unter einander zu richten. Nur muß dies nie ängstlich und mit Aufopferung der kleinsten Terrainvortheile geschehen. Stände z. B. zehn Schritte vor der Linie ein Baum, der eine gute Deckung gewähren könnte, wäre eine Erhöhung da, die einigen Schützen Gelegenheit gäbe, verdeckt zu liegen, und beim Schuß ihr Gewehr aufzulegen, so müssen diese benutzt werden, ohne auf die dadurch unterbrochene Richtung Rücksicht zu nehmen.
Bei einem einzelnen Zuge ist die Richtung nach der Mitte; bei mehreren wird derjenige bestimmt, nach welchem die andern sich richten. In sehr durchschnittenem Terrain, beim Angriff eines Dorfes, einer Höhe, eines Waldes, kann von einer Richtung der fechtenden Schützen keine Rede seyn, der Gang des Gefechts und das Terrain werden die Stellung der Schützen für jeden Moment bestimmen; doch muß nie die Verbindung zwischen den fechtenden Abtheilungen ganz verloren gehen. Jeder Officier muß seinen Zug nach den Umständen passend leiten, in den Gang des Ganzen gehörig eingreifen, und es nie gestatten, daß eine Wildheit einreiße, welche allen Appell aufhebt, und jede Leitung unmöglich macht.
§. 5. Chargirung.
Für eine Schützenlinie giebt es keine methodische Chargirungs-Art. Jeder Einzelne schießt, wenn er glaubt durch seinen Schuß etwas bewirken zu können. Es folgt aus der Bestimmung des Schützen, daß er nie auf zu große Entfernung schieße, daß er vorzüglich die feindlichen Officiere zum Ziel nehme. Um im offenen Terrain den plötzlichen Anfall einzelner Kavalleristen besser begegnen zu können, machen die beiden Leute, weiche im geschlossenen Trupp eine Rotte gebildet haben, mit einander in der Art gemeinschaftliche Sache, daß immer einer geladen hat, wenn der andre seinen Schuß weggiebt. Dieses Secundiren, das auch beim Durchsuchen eines sehr dichten Holzes, eines Dorfes u. dgl. gegen plötzliche Ueberraschung sichert, und überhaupt dem Schützen eine gewisse Zuversicht einflößt, muß jedoch bei den Übungen nie mit einer pedantischen Förmlichkeit gelehrt werden, weil dies die Aufmerksamkeit der Leute vom Terrain und dem Feinde abziehen würde. --- Bei einer defensiven Aufstellung, wo man durch Terrain-Gegenstände gedeckt, den Feind beschießt, ist ein strenges Halten auf diesen Feuerwechsel ohne allen Nutzen. Daß ein jeder Schütze ohne Aufenthalt wieder lade, sobald er geschossen hat, versteht sich von selbst.
§.6. Bewegungen in einer Schützenlinie
Die Bewegungen in einer Schützenlinie müssen völlig zwanglos seyn; die Verbindung in derselben darf jedoch nie ganz verloren gehen.
Ein Terrain welches im wirksamen Schuß eines verdeckt postirten Feindes liegt, wie z B. das Feld vor einem Walde, muß so schnell als möglich passirt werden. Nur in diesen und in ähnlichen Fällen ist das Laufen zulässig, bei jeder andern Bewegung ist es nachtheilig; es führet Verwirrungen herbei, ermüdet die Leute ohne Noth, und setzt sie außer Stand mit Ruhe zu laden, und mit Wirkung zu schießen. Wo es sich nur irgend thun läßt, muß man die feindliche Aufstellung so umfassen suchen. Wo ein Terrain-Gegenstand, z. B. eine Schlucht, es begünstigt, muß man einen Trupp abschicken, der sich in der Flanke des Feindes in eine Feuerlinie entwickelt, während man ihn in seiner Front beschäftiget.
Es giebt nur wenig Fälle, wo es zweckmäßig ist, daß eine Schützenlinie chargirte, während sie sich bewegt. Ein solches Feuer kann nie sehr wirksam seyn; nur gegen geschlossene Trupps welche sich in Verwirrung zurückziehen, gegen Colonnen welche es versäumt hätten während des Marsches ihre Flanken durch Schützen zu decken, und in ähnlichen Fällen, würde es anzuwenden seyn.
Wenn eine Schützenlinie wirklich im Avanciren oder Retiriren feuert, so ergiebt sich das Verhalten der beiden Leute welche sich einander unterstützen, von selbst. Im Vorgehen wird immer der, welcher seinen Schuß anbringen will, vorne, und der welcher zuletzt geladen, deswegen stille gestanden oder sich nur langsam bewegt hat --- hinten seyn. Beim Zurückgehen ist der welcher eben schießt, ebenfalls der nächste am Feinde; hat er seinen Schuß angebracht, so geht er seinem Kameraden vorbei, dieser macht nach Umständen entweder Front gegen den Feind, oder behält ihn doch im Auge, während sein Secundant ladet. Der gesunde Menschenverstand und die Übung werden dem einzelnen Schützen für diese Fälle ein richtiges Benehmen besser als alle Formen lehren, die man hierüber vorschreiben wollte, von denen keine einzige im wirklichen Gefecht, gerade so anwendbar seyn würde, wie man sie gelehrt hat.
Bei allen Drehungen ist die Richtung nach dem herumgehenden Flügel.
Will man seitwärts und vorwärts zu gleicher Zeit Terrain gewinnen, so geschieht dies durch den Marsch, mit Halb rechts und Halb links.
Alle Märsche aus den Flanken geschehen mit Rechts= und Linksum.
Die Schützenlinie muß ihre Bewegungen denen des Bataillons in so fern anpassen, als sie bei Deckung eines Rückzuges sich nicht zu lange festhalten läßt, und dadurch zu weit vom Bataillon abkommt, beim Marsch einer Colonne derselben zur Seite bleibt, die Front eines Bataillons verläßt, wenn diese selbst vorrücken will und dergleichen.
Bei Bewegungen, welche ein Bataillon in sich vornimmt, wird man den Schützen immer erst eine feste Aufstellung anweisen, aus der sie jene Bewegung decken. Dadurch daß man die Schützenlinie jede Bewegung des Bataillons auf einem größern Bogen mitmachen läßt, werden sie ohne Nutzen ermüdet, und der Zweck ihrer Aufstellung verfehlt.
§. 7. Verhalten der Unterstützungs-Trupps.
Die geschlossenen Trupps stehen hinter der Schützenlinie in einer Entfernung, die sie dem wirksamen feindlichen Gewehrfeuer entzieht, aber doch eine schnelle Unterstützung der Schützen zuläßt. Sowohl beim Marsch als auch bei der Aufstellung müssen diese Trupps jeden Terrain-Gegenstand benutzen, der ihnen eine Deckung gewähren kann. Dämme, Büsche, Höhen, Gebäude eignen sich hierzu am besten. Sie müssen so postirt seyn, daß sie die Schützen unterstützen, und selbst eine hartnäckige Gegenwehr leisten können, im Fall der Feind jene, mit Überlegenheit zurückdrängt. --- Hierauf muß, so weit es die Umstände gestatten, bei der Wahl des Terrains, in welchem die Trupps aufgestellt werden, Rücksicht genommen seyn.
Soll die Schützenlinie verstärkt werden, so zerstreut sich die hierzu bestimmte Abtheilung des Unterstützungs-Trupps hinter derselben, und die Schützen der vorgehenden Linie treten da, wo sie am besten Platz oder deckende Terrain-Gegenstände finden, in die Zwischenräume der Stehenden. Bei Ablösungen gehen die, welche im Gefecht waren, zurück, sobald die Ablösenden sich postirt haben.
§. 8. Ralliren, Sammeln der Schützen.
Bedarf man der Schützen nicht mehr vor der Front, oder werden sie durch einen überlegenen Feind zurückgedrängt, so sammeln sie sich hinter ihren Unterstützungs-Trupps, und reihen sich ein. Die Trupps selbst leisten dem Feinde nach Umständen entweder noch Widerstand, oder ziehen sich gegen die Flanken des Bataillons zurück. Rückt dieses vor, so folgen sie ihm als Reserve; wird der Feind geworfen, so löset sich ein Theil derselben wieder auf, wirft sich in dessen Flanke u. s. w
Werden die Schützen von geschlossener feindlicher Kavallerie auf ebenem Terrain (auf durchschnittenem und bewachsenen können sie hinlänglich widerstehen) plötzlich bedrohet, so eilen sie zu ihren Unterstützungs-Trupps, und bilden mit diesen zusammen kleine unregelmäßige Massen, welche nach allen Seiten Front machen. Das erste Glied derselben fällt das Gewehr, die andern suchen sich durch ihr Feuer so lange zu vertheidigen, bis sie durch das heranrückende Bataillon, oder die diesseitige Kavallerie unterstützt werden. Auf ähnliche Art sucht sich eine Schützenlinie zu helfen, welche sich zu weit von ihren Unterstützungs-Trupps entfernt hat, und plötzlich von geschlossener Kavallerie bedrohet wird. Sämmtliche Schützen eilen auf einen Punkt der Linie (am besten den wo der Officier mit dem Hornisten steht) zusammen, bilden da einen Haufen, welcher durch das Bajonet und Feuer einem mäßigen Trupp Kavallerie wohl widerstehen kann. Zu diesem Vertheidigungsmittel nehmen Schützen jedoch nur immer in dem Fall ihre Zuflucht, wenn sie das Bataillon selbst nicht mehr erreichen können.
§. 9. Fortsetzung.
Die Füsilier-Bataillone sind vorzugsweise zum zerstreuten Gefecht bestimmt, sie müssen zu dieser Fechtart vollkommen gebildet, und jeder Füsilier im Schützendienst völlig gewandt und unterrichtet seyn. Da wo Füsiliere in Verbindung mit mehrern Bataillonen in der Linie, oder formirten Brigade agiren, verwenden sie ebenfalls ihr drittes Glied zum zerstreuten Gefecht; wo sie hingegen zu irgend einem besondern Zweck, als Avantgarde, Arrieregarde, zum Vorpostendienste u. dergl. detaschirt sind, muß jeder Unterschied zwischen den aus dem dritten Gliede gebildeten, und den andern Zügen des Bataillons wegfallen. Jede Compagnie muß sich in drei Zügen, zwei Mann hoch, formirt betrachten, die wechselweise zum zerstreuten Gefecht verwendet werden. Sie steht ganz in dem Verhältniß wie ein Schützen-Trupp, welcher aus drei Zügen des dritten Gliedes eines Linien-Bataillons gebildet ist. Der Commandeur des Bataillons bestimmt die Aufstellung der Compagnien, und leitet ihre Bewegungen im Allgemeinen. Die Befehlshaber der Compagnien benutzen speciell die Vortheile, welche das Terrain für ihren Zweck darbietet, sie bestimmen die Züge oder Sectionen, welche sich zerstreuen sollen, verstärken oder vermindern die Feuerlinie nach dem Gange des Gefechts, wählen für die geschlossenen Züge eine vortheilhafte Stellung, aus der sie die Schützenlinie leicht unterstützen können u. s. w. Eine Füsilier-Compagnie muß geübt seyn, schnell aus jeder geschlossenen Aufstellung, eine Schützenlinie zu entwickeln, und sich wieder in eine Linie oder Colonne zu formiren. In der Regel Iöset sich auf einmal nur ein Zug auf, besondere Umstände können jedoch eine Ausnahme veranlassen.
Drittes Kapitel.
Von dem Gebrauch der Signale mit dem Flügelhorn,
Die Unmöglichkeit eine ausgedehnte Schützenlinie mit der Stimme zu commandiren, hat den Gebrauch der Signale mit dem Flügelhorn, herbeigeführt. Ihre Anzahl muß nur durch den wirklichen Bedarf bestimmt werden. Es ist eine falsche Ansicht, daß viele Signale den Appell schärfen, sie führen im Gegentheil Unsicherheit in die Bewegungen, und Verwirrungen herbei. Was man durch Commando oder mündliche Bestellung abmachen kann, muß man nicht durch das Flügelhorn signalisiren Iassen.
Folgende Signale werden für die Füsilier-Bataillone, und für die Züge aus dem dritten Gliede der übrigen Infanterie, hiermit festgesetzt.
a) Benennungs-Signale.
1) Signal des Bataillons, oder überhaupt fürs Ganze bei mehr als einer Compagnie.
2) Erste Compagnie eines Bataillons.
3) Zweite Compagnie „
4) Drifte Compagnie „
5) Vierte Compaguie „
6) Avant- und Arriere-Garden. Detaschirte ohne Compagnie-Eintheilung.
7) Soutiens.
Als allgemeiner Grundsatz bei den vorstehenden sieben Benennungs-Signalen wird angenommen, daß sie in der Regel dem Commando=Signal vorausgehen müssen, und daß bei weit entfernten Trupps, erst der aufgerufene Trupp mit seinem Erkennungs-Signal geantwortet haben muß, ehe man ihm von diesseits das Commando-Signal giebt.
b)Commando-Signale.
8) Marsch nach der Cadence, geschwind oder ordinair.
9) Halt.
10) Schwärmen; in auf gelöster Linie stellen. Nach Maßgabe des Terrains auch zweckmäßig postiren. z. B. an der Linie eines Waldes, an einem Grundrande u. s. w. Sei zurückgeschickten. oder zurückgelassenen geschlossenen Repli's.
11) Chargiren.
12) Stopfen, um das Schießen auf zu weite Distance zu verbieten.
13) Halb rechts, im Marsch (ehemals ziehet euch rechts); rechtsum, wenn die Bewegung auf der Stelle geschehen soll.
14) Halb links, im Marsch; linksum, auf der Stelle.
15) Gerade aus.
16) Allarm im Quartier und Lager. Sammeln in geschlossener Linie. --- Ein Signal was stark geblasen, auf einer sehr großen Distance hörbar, und deshalb für beide Bedeutungen eben so notwendig als zweckmäßig ist; besonders bei der letzten Bedeutung im coupirten Terrain und in Gebirgen: auf welche Arten des Terrains bei allen Signalen vorzugsweise gerücksichtiget werden muß. Wird übrigensdieses Signal beim Allarm ohne vorhergegangenes Benennungs-Signal gegeben, so versteht es sich von selbst, daß es allen Theilen gilt.
17) Ruf. Ein Signal zu mehrern Bedeutungen, bei sehr leichter Unterscheidung, wenn die hier gegebenen Vorschriften genau beobachtet werden, nämlich:
a) um Detaschirte an sich zu rufen, wo aber natürlich die Benennung derselben von 1 bis 7 vorangegangen seyn muß. In weitläuftigen Dörfern auch zum Appell, Brodtempfang, Parole u. dgl. wenn die Leute ohne Gewehr kommen sollen, die Unterofficiere können sodann durch Detaschirte signalisiret werden. Detaschirte und dann Retraite kann in Cantonirungen, Einberufung der Wachen bedeuten; doch wird man gut thun, für diesen Fall, immer besondere Instruktionen und Befehle zu ertheilen, wenn man vor möglichen Mißverständnissen gesichert seyn will.
b) Als Nothzeichen bei Wegeverirrungen in Wäldern und Gebirgen (versteht sich, wenn es kein heimlicher Marsch ist), wobei drei Signale kurz hintereinander, und dann das Erkennungs-Signal des rufenden Trupps gegeben werden.
c) Als Frage, jedoch nur mit Ueberlegung und in seltenen Fällen, bei Nebel oder in Gebirgen, wenn man in der Ferne einen Trupp wahrnimmt, um zu erforschen ob er zu den unsrigen gehört. Einige mit Pausen und nach der Seite des fremdes Trupps hin gegebene Ruf-Signale müssen den andern Theil verpachten, sein Benennungs-Signal, was nie einen Irthum veranlassen kann, hierauf als Antwort zu ertheilen.
18) Retraite. Ein Signal wegen seiner Musik vorzugsweise für den schnellen Zurückzug anzuwenden. Die Umstände und öftere Wiederholung des Signals werden von selbst ergeben, ob der Rückzug flüchtig, oder bei weiten Distancen nur ohne Aufenthalt, im raschen Schritt gemacht werden soll,
19) Langsam zurück; bei Tirailleurs nach den jedesmaligen Umständen, chargirend oder ohne zu feuern. Für Repli's nach vorhergegangener Bestimmung, von Position zu Position.
20) Colonne formirt. In der Garnison und im Bivouac auch als Abend-Retraite oder Zapfenstreich. Als erstere Bedeutung kann dieses Signal in verschiedenen Fällen angeordnet werden, besonders in Bezug auf die geschlossenen Reserve-Trupps, um z. B. von der Schützenlinie aus, hinter ihr, durch die Soutiens, Compagnie- oder Bataillons- Colonnen anzuordnen, ferner als Sammlungsignal für Schützen gegen Kavallerie, wobei zwar freies Terrain, aber keine zu große Zerstreuung der Truppen durch eine richtige Anwendung der Waffe, Umsicht und Appell derselben vorausgesetzt wird.
Um übrigens bei einem Marsch in mehrern Abtheilungcn, im coupirten Terrain den Gang der Haupt-Colonnen zur Richtung für die übrigen, oder auch den Aufenthaltsort des commandirenden Officiers, oder den Pivot einer Drehung zu bezeichnen, wird man sich bei den Füsilier-Bataillonen zuweilen des Gebrauchs der Trommel bedienen können; doch wird man darüber jedesmal eine nähere Verabredung mit den andern Colonnen nehmen müssen.
In Gebirgen und Wäldern werden solche Zeichen oft äußerst notwendig; man hat Beispiele genug, daß sich schon ganze Colonnen, geschweige einzelne Leute gänzlich verlaufen haben.
Fünfter Abschnitt.
Aufstellung einer Brigade.
Erstes Kapitel.
Die gewöhnliche Schlachtordnung.
Se. Majestät bestimmt die gewöhnliche Aufstellung oder Schlachtordnung einer Brigade, wie sie Fig. i. in beiliegendem Plan darstellt. Die beiden Füsilier-Bataillone befinden sich als Avantgarden vor dem ersten Treffen. Das erste Treffen besteht aus drei Bataillonen. Zwei Bataillone bilden das Zweite Treffen ober die Reserve desselben, nämlich das Grenadier-Bataillon und das erste Bataillon; des ältesten Infanterie-Regiments.
Die Kavallerie formirt das hintere Treffen. Die Nummem der Bataillone bezeichnen die Ordnung der Nebeneinanderstellung derselben. Das älteste Linien-Kavallerie-Regiment oder die Kürassire stehen in der Mitte des Kavallerie-Treffens. Ist noch ein Dragoner-Regiment bei der Brigade, so stehet dies auf dem rechten Flügel; sonst aber nimmt diesen das älteste Regiment der leichten Kavallerie ein. Für die Aufstellung mehrerer Bataillone, deren Zahl jedoch nicht eine ganze Brigade ausmacht, lässt sich keine allgemein gültige Regel festsetzen; jedoch müssen in allen Fällen wo mehr als zwei Bataillone zusammen sind, und ihre Aufstellung nicht durch die Natur des Terrains bestimmt wird, dieselben in zwei Linien so gestellt werden, daß die vordere auf die Intervalle der hintern, in der für die Brigade bestimmten Distance zu stehen kommt *).
Wenn sich mehrere Bataillone zur Parade in eine Linie formiren sollen, so muß hierzu ein besonderer Befehl gegeben werden.
Die Intervalle zwischen zwei Bataillonen beträgt 12. Schritte. Die Entfernung der Treffen von einander wird nach Terrain und Umständen bestimmt; ist keine besondere Veranlassung sie näher oder weiter zu bestellen, so ist 15o Schritte die festgesetzte Entfernung. Richtung und Distance werden bei der Aufstellung nach dem ersten Treffen genommen. Beim Avanciren giebt die Avantgarde die Direction an, und von ihr werden sodann auch die Verhältnisse abgenommen.
Die Füsilier-Bataillone werden ebenfalls nach Umständen bald näher bald entfernter stehen.
Die Fuß-Batterie, welche jede Brigade führt, stehet im Lager hinter den beiden Reserve-Bataillonen.
Bei der Formation zum Angriff wird sie getheilt, (für gewöhnliche Fälle), und auf den beiden Flügeln des ersten Treffens placirt,
Die reitende Batterie der Brigade steht bei der Aufstellung hinter dem mittelsten Kavallerie = Regiment. Ihre fernere Verwendung ergiebt sich aus dem Gange des Gefechts; sie muß so lange als möglich in Reserve behalten werden, um sie unerwartet auf den Punkt zu bringen, wo sie mit Entscheidung wirken kann. Ist eine Reserve-Fuß- Batterie bei der Brigade, so nimmt diese die Stellung links neben der obengenannten Fuß-Batterie ein.
Eine Reserve-Batterie reitender Artillerie stehet neben der reitenden Batterie der Brigade auf dem linken Flügel.
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*) Wenn die Zahl der Bataillone In beiden Treffen gleich ist so wird bei der festgesetzten Aufstellung nach Befinden der Umstände, das rechte oder linke Flügel-Bataillon des zweiten Treffens, das erste um eine halbe Bataillonslänge überflügeln.
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In allen Fällen, in denen der Brigade-General wegen des Terrains und anderer Umstände keine Abänderung der obigen Aufstellung oder Schlachtordnung nöthig findet, marschirt die Brigade nach derselben auf, auch campirt oder bivouakirt sie in dieser Ordnung. Es ist schon oben erwähnt, daß die Aufstellung der Füsiliere ganz von den Umständen und dem Terrain abhängt. Sollten sie aber nicht gegenwärtig oder anderswo verwendet seyn, so treten die Züge des dritten Gliedes an ihre Stelle..
Die beiden Reserve-Bataillone werden in gewöhnlichen Fällen in geschlossener Colonne, in sich aus der Mitte abmarschirt, Bataillonsweise stehen bleiben, damit sie zu einer jeden Bewegung und jedem Gebrauch, welcher sich aus dem Gange des Gefechts ergeben möchte, bereit sind.
Die Kavallerie im hintern Treffen kann hier nicht fechten, und ist zu andern Zwecken bestimmt, sie wird daher für gewöhnlich in Colonnen Regimenterweise stehen bleiben, das mittelste Regiment in Zügen aus der Mitte, das Regiment des rechten Flügels mit Zügen links, und das Regiment des linken Flügels mit Zügen rechts abmarschirt.
Der Brigade-General wird dem Brigadier der Kavallerie hierüber die gehörigen Befehle ertheilen. Sehr oft ist es nöthig, daß ein leichtes Kavallerie-Regiment sich bei den weiter vorgerückten Füsilier-Bataillonen befindet, alsdenn müssen die beiden übrigen Kavallerie-Regimenter sich nach Umständen theils auf den Flügeln, theils in der Mitte hinter die Infanterie stellen.
Die Fuß-Batterie wird immer durch das erste Treffen maskirt seyn, und erst bei dem Gebrauch nach dem Terrain da aufgestellt, wo sie am wirksamsten seyn kann. Es ist aber hierbei wohl zu bemerken, daß diese Aufstellung nur erst in dem Augenblick geschehen darf, wo man von ihr einen wirksamen Gebrauch machen kann. Zeigt sie sich vorher, so wird sie durch ihr Feuer keinen unerwarteten Eindruck auf den Feind machen.
Wenn die Füsiliere sich weit von dem ersten Treffen entfernen müssen, um vorliegende vortheilhafte Posten in Besitz zu nehmen, so wird ihnen eine halbe reitende Batterie mitgegeben, wobei alsdann ein ganzes leichtes Kavallerie-Regiment oder doch wenigstens einige Escadronen zur Unterstützung der Infanterie und Artillerie erforderlich seyn werden. In jedem Fall soll aber da keine reitende Artillerie gebraucht werden, wo man sich füglich der Fuß-Artillerie bedienen kann.
Sind Reserve-Batterien zugegen, so werden diese so lange maskirt, bis auf eine entscheidende Art
von ihnen Gebrauch gemacht werden kann, und in keinem Fall zu dem unwirksamen Schießen auf große Distancen gebraucht.
Da im Laufe des Gefechts die ursprünglichen Reserve-Truppen auf mancherlei weise verwendet seyn können, so muß der Brigade-General auch für diesen Fall schon im voraus gedacht und sich auf irgend eine Art eine neue Reserve gebildet haben. Die Züge des driften Gliedes eignen sich hierzu vorzüglich
Daß die festgesetzte Aufstellung der Truppen nach Verschiedenheit des Terrains große Abänderung Ieidet, ist bereits bestimmt; es wird hier nur noch festgesetzt, daß diese Abänderungen insbesondere dahin abzwecken müssen, die Truppen (es sey der größte Theil der Brigade oder nur die Reserve, oder die Kavallerie oder die Artillerie) so lange als möglich verdeckt zu stellen, damit sie der Feind nicht eher entdeckt, bis er bei dem Angriffe unerwartet auf sie stößt, oder wenn wir angreifen, nicht mehr Zeit hat, Gegenanstalten zu treffen. Fast ein jedes Terrain giebt hierzu Veranlagung, und dem Brigade-General wird zur Pflicht gemacht, bei den Übungen der Truppen sie in Ausübung dieser Regel zu unterrichten.
Eine Ausnahme von dieser Regel würde da Statt finden, wo man den Feind überlegen anrücken siehet, und man ihn durch Vorspiegelung einer großen Macht aufhalten wollte, bis unsere Verstärkung herankäme.
Zweites Kapitel.
Angriff und Vertheidigung.
Das Terrain und die Stellung des Feindes bestimmen, ob die Kavallerie oder Infanterie der Brigade das Gefecht eröffnet. In den Fällen, wo das Gefecht von der Kavallerie eröffnet werden soll, würde solches, wenn die Umstände es nicht anders gebieten, durch vorgeschickte und gehörig unterstützte Flankeurs geschehen; ist dies nicht hinreichend, um den Feind zu vertreiben, so bestimmt die Stärke desselben, oder andere Umstände, ob nur ein Regiment oder die ganze Kavallerie der Brigade den Angriff unternehmen soll. (Es wird hier als Grundsatz festgestellt, daß jederzeit, wenn eine Linie Kavallerie den Feind angreift, dieses in der Art geschehen muß, daß hinter dem rechten und linken Flügel derselben in einer geringen Entfernung, eine Colonne in Zügen, und zwar die des rechten Flügels links, und die des linken Flügels rechts abmarschirt, als Reserve sowohl zur Deckung der eignen Flanken als auch zum Angriff der feindlichen folget. Bei dem Angriffe eines Regiments bilden die beiden ersten Zügeder ersten Escadron die Reserve-Colonne des rechten, und der dritte und vierte Zug der vierten Escadron die des linken Flügels. Geschieht der Angriff mit der Kavallerie der Brigade, so werden die Reserve-Colonne aus der ersten Escadron des rechten Flügel-Regiments und aus der vierten Escadron des linken Flügel-Regiments gebildet.
Das Gefecht der Infanterie eröffnen die Füsiliere, welche sich hierzu theilweise in eine Tirailleur-Linie auflösen. Sind sie detaichirt, so ersetzt ihre Stelle das dritte Glied des ersten Treffens. Können die Füsiliere dem Feinde nicht mehr Widerstand leisten, so rückt das erste Treffen vor. Die Füsiliere bilden Colonnen, gehen durch die Reserve, und setzen sich rechts und links auf die Flügel derselben. Ihre fernere Bestimmung, ob sie beim Vorrücken der Reserve mit vorgehen, oder als eine neue Reserve stehen bleiben, ob sie in Colonne formirt oder entwickelt vorgehen sollen, hängt von den Umständen ab, und wird durch den Brigade-General befohlen.
Wenn das erste Treffen lange im Feuer gestanden hat, und durch die Reserve abgelöset werden soll, so gehet diese entwickelt vor; die Bataillone im ersten Treffen, bilden, sobald die Reserve antritt, je nachdem sie von dieser berührt werden, ganze oder halbe BataiIIons-Colonnen nach der Mitte, um den Vorrückenden gehörig Platz in machen. Die Züge welche stehen geblieben, chargiren so lange bis das vorgehende Treffen an ihnen vorbei ist. Ist das vorliegende Treffen an dem bestehenden vorbei, so marschirt dieses sogleich wieder auf.
Diese Bestimmung gilt für alle Fälle, wo Treffen im Feuer einander ablösen. Wenn Treffenweise retirirt wird, geschieht es in den meisten Fällen, besonders gegen Kavallerie in Bataillons-Colonnen. Die stehenden, welche den Abzug der andern decken, formiren Quarre's.
Die 2te Figur zeigt die Anordnung einer Brigade in Angriffs-Colonnen; die Figur bedarf keiner
weitern Erklärung, da die Colonnenstellung zum Angriff ganz mit der gewöhnlichen Schlachtordnung Fig. 1. in Hinsicht der Ordnung, in der die Bataillone stehen, übereinstimmen.
Man kann also aus der gewöhnlichen Schlachtordnung sehr leicht sich zu dieser Art des Angriffs formiren, oder aus dieser Formirung zu der gewöhnlichen Stellung übergehen.
Die Füsilier-BatailIone maskiren die Angriffs-Colonnen, und vertreiben die Feinde, welche nicht stark genug sind, einer Linie leichter Infanterie zu widerstehen.
Die Kavallerie folgt in Front, oder wenn keine feindliche Kavallerie in der Nähe ist, in Colonnen, damit die Stärke der Brigade um so weniger vom Feinde beurtheilt werden kann.
Die Fuß-Artillerie befindet sich, wenn es die Umstände nicht anders erfordern, da, wo sie Kap. 1, angewiesen ist; dasselbe gilt auch von der reitenden Batterie.
Wenn die Bajonet-Attake geschiehet, so formiren die Füsilier-Bataillone, indem die Colonnen des ersten Treffens vorgehen, Massen, und setzen sich rechts und links neben die beiden Reserve-BatailIone, wie es Fig. 3. abbildet. Es wird hier vorausgesetzt, daß die Bajonet-Attake erst dann geschiehet, wenn die Füsilier-BatailIone nicht mehr den vor sich habenden Feind zum Weichen bringen können.
Die 4te Figur zeigt die Formirung der Brigade gegen Kavallerie während der Attake und überhaupt. Die Füsilier-Bataillone sind 100 Schritte vor, und die Reserve-Bataillone 100 Schritte hinter dem ersten Treffen.
Die Kavallerie der Brigade wartet im hintern Treffen die Angriffe der feindlichen Kavallerie ab, oder geht ihr vor dem Angriffe entgegen, nachdem die Umstände den einen oder den andern Fall nothwendig machen. Ist die feindliche Kavallerie überlegen, so wird der erste Fall eintreten, und alsdenn wird unsere Kavallerie die feindliche auf der linken oder rechten Flanke in dem Augenblicke anfallen, in dem diese unsere Infanterie erreicht, und durch das Infanterie= und Artilleriefeuer schon gelitten hat. Das Vorgehen zu diesem Angriff geschieht in Front.
Die Kavallerie, mit Ausschluß des mittelsten Regiments, marschirt ehe sie zum Angriffe vorgehet, auf; nachdem dies erfolgt und sie unsere Infanterie passirt ist, macht die derselben zunächst befindliche Flügel-Escadron die nöthige Schwenkung, und attakirt nach Vollendung derselben sogleich. Die übrigen Escadronen bleiben bis zum Durchschneidungs-Punkt gerade aus, schwenken hierauf ebenfalls in dem Alignement der Flügel-Escadron, und vollführen die im fünften Abschnitt des Kavallerie-Exzerzir-Reglements Kap. 5. §. 6. d. detaillirte Echellon-Attaken.
Erfordern die Umstände, daß das Regiment der Mitte gleichfalls zum Angriffe vorrückt, so geht solches durch die Infanterie, und entwickelt sich zu diesem Zweck durch das Links- und Rechtsaufmarschiren.
Wenn Se. Majestät hier eine Anordnung zum Angriffe in Bataillons-Massen gegeben hat, so will dennoch Allerhöchstdieselbe, daß von dieser Ordnung abgegangen werden soll, wo es die Umstände nothwendig machen, und nur die innere Formirung der Massen ist eine Reglemenstmäßige unabänderliche Bestimmung. Die Fälle in denen die Stellung der Bataillons-Massen eine Abänderung leidet, werden durch das Terrain und die übrigen Umstände herbeigeführt; hätte das erste Treffen z. B. eine Zeitlang im Feuer gestanden, und der Feind finge an zu wanken, so würde man mit den beiden Bataillons-Massen der Reserve des ersten Treffens, dem Feinde schnell auf den Hals gehen, während die drei Bataillone des ersten Treffens Massen formirten, und nun den beiden Reserve-Bataillonen mit Bataillonsgroßen Intervallen folgten.
Alle Evolutionen welche die Infanterie bei formirter Brigade zu machen hat, werden nach den Grundsätzen ausgeführt, welche darüber im dritten Abschnitt dieses Exzerzir-Reglements aufgestellt sind.
Alle Front-Veränderungen einer aufgestellten Brigade geschehen durch Abmarsch mit Abtheilungen und Aufmarsch in dem neuen Alignement. Soll die Brigade eine Schwenkung um einen Punkt machen, welcher innerhalb der Frontlinie eines Bataillons liegt", so schwenkt dieses Bataillon auf der Achse. Alle andere Bataillone sowohl der Avantgarde als der beiden Treffen, marschiren ab und auf dem kürzesten Wege da auf, wo sie nach den Regeln der Formation stehen sollen.
Die Art, wie mehrere Bataillone Infanterie abmarschirt sind; der Umstand, ob sie in einer oder mehrern Colonnen marschirt sind etc, bestimmen ihre Entwickelung in die vorschriftsmäßige Aufstellung.
In allen Fällen führen die Commandeure der Bataillone die Tete derselben, sobald sie sich dem neuen Alignement nähern, auf dem kürzesten Wege auf den Punkt, wo sie sich entwickeln sollen. Der commandirende Officier wird das Bataillon bestimmen, welches die Richtung für die andern giebt, und ihm seinen Platz anweisen.
Über die Ordnung in welcher die Bataillone auf dem Marsch sich folgen, läßt sich keine allgemein gültige Regel geben;gewöhnlich machen die Füsilier-Bataillone im Vorgehen die Avant- und im Zurück» gehen die Arriere-Garde. In Fällen, wo man sich schnell formiren will, braucht man sich nicht an die vorgeschriebene Rangirung zu kehren. Hatten z. B. Umstände es nöthig gemacht, während des Marsches beide Füsilier-Bataillone bei der Arriere-Garde zu haben, und man wollte sich schnell vorwärts entwickeln, so müßte man diese Bataillone nicht in die erste Linie setzen, sondern zur Reserve bestimmen.
In unbekanntem Terrain muß nur sehr wenig Kavallerie an der Tete seyn, die Hauptmasse derselben muß stets hinter der Infanterie marschiren, wenn zur Seite derselben kein Platz seyn sollte.
Berlin den 15ten Januar 1812.
Friedrich Wilhelm.